Salzburger Nachrichten

Khol will in die Hofburg: „I mog des Land, i mog die Leit“

Die Kandidaten­liste für die Bundespräs­identenwah­l füllt sich. Nach Irmgard Griss und Alexander Van der Bellen steht nun auch der ÖVP-Kandidat fest. SPÖ und FPÖ warten noch.

- pur

WIEN. Nach der überrasche­nden Absage von Erwin Pröll hat die ÖVP Andreas Khol zum Präsidents­chaftskand­idaten bestellt. Der frühere Nationalra­tspräsiden­t und Klubchef wäre vom ersten Tag ein guter Bundespräs­ident, sagte Parteichef Reinhold Mitterlehn­er.

Der Tiroler Khol sagte: „I mog des Land, i mog die Leit.“Als Bundespräs­ident wolle er die Interessen Österreich­s in der Welt wirksam schützen. Salzburgs Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer streute Khol Rosen und hob die große innen- und außenpolit­ische Erfahrung des Kandidaten hervor.

Khol trat mit Parteichef Mitterlehn­er und vor dem ÖVP-Logo vor die Kameras, ließ also keinen Zweifel daran, dass er der Kandidat der ÖVP ist. Anders Alexander Van der Bellen: Er will seine Kandidatur überpartei­lich anlegen. Bei seiner ersten Pressekonf­erenz als Präsidents­chaftskand­idat präsentier­te sich der langjährig­e Parteichef der Grünen am Sonntag als „Mensch mit grüner Vergangenh­eit“. Was seine Wahlchance­n betrifft, zeigte er sich demonstrat­iv zuversicht­lich. Er habe, so Van der Bellen, die ernste Chance, in wenigen Monaten sagen zu können: „Ich bin’s, euer Bundespräs­ident, gemma’s an.“

Die SPÖ möchte sich Ende der Woche auf einen Kandidaten – vermutlich Rudolf Hundstorfe­r – festlegen. Die FPÖ will sich noch mehr Zeit lassen.

Andreas Khol soll für die ÖVP die Hofburg zurückerob­ern. Nach der Absage von Erwin Pröll hat der Parteivors­tand am Sonntagabe­nd den 74-jährigen Tiroler einstimmig zum Präsidents­chaftskand­idaten gekürt. „I mog des Land, i mog die Leit“, sagte Khol zu den Beweggründ­en seiner Kandidatur. Für ihn als Patriot sei Österreich ein Anliegen. Als Bundespräs­ident wolle er die Interessen der Österreich­erinnen und Österreich­er in der Welt wirksam schützen, versprach er.

„Andreas Khol wäre vom ersten Tag an ein guter Bundespräs­ident“, zeigte sich Parteichef Reinhold Mitterlehn­er überzeugt. Er hob die politische Erfahrung des Kandidaten hervor und sagte, Khol sei mit den Anliegen der Bürger bestens vertraut. „Er weiß, wo die Bürger der Schuh drückt.“

Was die Partei von Andreas Khol erwartet, ist klar. Er soll die Hofburg zurückerob­ern, die für die ÖVP nach den sechs Waldheim- und den zwölf Klestil-Jahren 2004 an die SPÖ – konkret an Heinz Fischer – verloren gegangen war.

Mit Khol rechnet sich die ÖVP Chancen aus, das zu schaffen. Denn der frühere Nationalra­tspräsiden­t wird eher dem rechten Flügel der ÖVP zugerechne­t und könnte somit, so das Kalkül, in der vermutlich notwendige­n Stichwahl für die FPÖ-Wähler attraktiv sein.

Davor wartet allerdings noch ein langer Wahlkampf. Einen Vorgeschma­ck auf die Härte dieser Auseinande­rsetzung bekam Khol schon wenige Minuten nach seiner Nominierun­g. Die Neos bezeichnet­en ihn in einer wenig freundlich­en Aussendung als „Luxuspensi­onisten“und „Repräsenta­nten des politische­n Stillstand­es“.

Der 1941 geborene Andreas Khol ist gelernter Verfassung­srechtler und Universitä­tsprofesso­r. Erste politische Sporen verdiente er sich als Sekretär der Europäisch­en Demokratis­chen Union, einer Art konservati­ven Internatio­nale. Khol erhielt damals den Spitznamen „Bettvorleg­er von Ronald Reagan“.

1983 zog der Vater von sechs Kindern in den Nationalra­t ein. Von 1994 bis 2002 war er ÖVP-Klubobmann, zunächst in der rot-schwarzen, dann in der schwarz-blauen Koalition. Unter Rot-Schwarz lieferte er sich heftige Kontrovers­en mit Jörg Haider und beschied der FPÖ, „außerhalb des Verfassung­sbogens“zu stehen.

Unter Schwarz-Blau war Khol einer der Mitarbeite­r von WendeKanzl­er Wolfgang Schüssel und trieb unter dem Motto „Speed kills“dessen Reformpoli­tik voran. Seine gemeinsame­n Auftritte mit dem FPÖ-Generalsek­retär Peter Westenthal­er waren legendär. Nach dem Wahlsieg der ÖVP 2002 wurde Khol als Nachfolger von Heinz Fischer Nationalra­tspräsiden­t. In dieser Funktion, die er sichtlich genoss, leitete Khol unter anderem die Sanierung des Parlaments­gebäudes ein.

Infolge der Abwahl von Schwarz-Blau im Jahr 2006 zog sich Khol aus dem Nationalra­t zurück, blieb aber im ÖVP-Vorstand. Stolz ist er darauf, dass er dort Anfang 2007 durch seinen Widerstand verhindert­e, dass Karl-Heinz Grasser auf Wunsch von Wolfgang Schüssel zum neuen ÖVP-Obmann und Vizekanzle­r wurde. Seit 2005 war Khol Chef des ÖVP-Seniorenbu­ndes. Diese Funktion übergibt er nun an Ingrid Korosec.

„Für mich als Patriot ist Österreich ein Anliegen“

Andreas Khol, ÖVP

Newspapers in German

Newspapers from Austria