Salzburger Nachrichten

Für Asylbewerb­er in Wales gilt eine Armbandpfl­icht

- SN, AFP

Die Kennzeichn­ung von Asylbewerb­ern mit einem roten Armband hat in Großbritan­nien empörte Reaktionen hervorgeru­fen. Ohne ein solches Erkennungs­zeichen erhalten die Bewohner eines Flüchtling­sheims in der walisische­n Hauptstadt Cardiff kein Essen, wie die Zeitung „The Guardian“berichtete. Politiker und Menschenre­chtsaktivi­sten verurteilt­en diese Maßnahme.

Der Waliser Flüchtling­srat (WRC) zog einen Vergleich zu den Judenstern­en in der Nazidiktat­ur. „Das ist absolut entsetzlic­h“, sagte WRC-Mitarbeite­rin Hannah Wharf. „Sie werden wie Tiere bei der Fütterung behandelt.“Die Justizexpe­rtin der opposition­ellen Labour-Partei, Jo Stevens, kündigte an, die Affäre auch im britischen Parlament zur Sprache zu bringen.

Der Betreiber des Flüchtling­s- heims in Cardiff, Clearsprin­gs, erklärte, die Armbänder seien ausgegeben worden, um angesichts der stark angestiege­nen Zahl von Flüchtling­en in der Erstaufnah­meeinricht­ung für Ordnung bei der Essensausg­abe zu sorgen. Der ehemalige Heimbewohn­er Eric Ngalle beklagte, das rote Armband kennzeichn­e die Flüchtling­e als „Ausgestoße­ne“. Manche Autofahrer hätten die Armbänder gesehen und angefangen zu hupen – begleitet von dem Ruf: „Geht zurück in eure Länder!“Wenn man das Armband abmache, lasse es sich nicht wieder verschließ­en. „Wer also essen will, muss es die ganze Zeit tragen.“

Im Nordosten Englands war eine ähnliche Debatte entbrannt. Asylsuchen­de, die in der Stadt Middlesbro­ugh gezielt in Wohnungen mit roten Türen einquartie­rt wurden, klagten über Beschimpfu­ngen und Übergriffe. Die britische Regierung leitete Ermittlung­en ein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria