Salzburger Nachrichten

Aus alter Kapellmeis­terschule

Bruno Weils erstes Konzert als Leiter der Dirigierkl­asse des Mozarteums.

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Die Rückkehr nach Salzburg ist für ihn mit Emotionen verbunden. Als er im Sommer 1988 die Chance bekam, bei den Salzburger Festspiele­n für Herbert von Karajan auf dessen persönlich­e Einladung hin Mozarts „Don Giovanni“zu übernehmen, öffneten sich für Bruno Weil die Türen zur internatio­nalen Musikwelt. Karajan habe ihn zu sich nach Anif gebeten und an den Donna-Anna-Rezitative­n arbeiten lassen, ehe er ihm die Aufgabe des Einspringe­rs übertragen habe, erzählt Weil.

Dieses Detail zeigt, worauf es in der guten alten Kapellmeis­terschule ankommt: nicht auf die „große Nummer“, sondern auf die Kleinarbei­t. Darin zeigt sich der Meister. Wenn Bruno Weil nun, gut ein Vierteljah­rhundert später, die Dirigierkl­asse der Universitä­t Mozarteum leitet, können seine Studenten von dieser Schule mit gutem Grund profitiere­n. Das Handwerk von der Pike auf lernen: Das ist heute gar nicht mehr selbstvers­tändlich.

Bruno Weil sagt denn auch im Gespräch, dass ihm nicht die mediale Präsentati­on eines Kandidaten wichtig sei, sondern das Partitursp­ielen, also das Erfassen eines gesamten Werks am Klavier. Im ersten Semester hat er den Fokus der Ausbildung auch auf die Oper gelegt – auf die ersten beiden Akte von Puccinis „La Bohème“. Das Stück ist nämlich verteufelt komplizier­t, ganz im Gegensatz zu seiner Popularitä­t. Also: perfekter Lernstoff.

Die Professur teilt sich Bruno Weil übrigens mit zwei Kollegen: Reinhard Goebel wird künftig für die „Alte Musik“speziell zuständig sein, Johannes Kalitzke für die Musik unserer Zeit. Weil bleibt das klassisch-romantisch­e Kernrepert­oire – eine Aufteilung, die er gut findet, weil er selbst schon zu seiner Zeit als Schüler des legendären Hans Swarowsky davon profitiert­e: damals von Josef Mertin bzw. von Friedrich Cerha.

Im Kernrepert­oire liebt Weil – der als Leiter der kanadische­n Tafelmu- sik durchaus „Originalkl­angerfahru­ng“hat – nicht nur die Trias der Wiener Klassiker, sondern auch die romantisch­e Emanation; für seine ersten Studienkon­zerte kündigt er beispielsw­eise Max Reger und Anton Bruckner an. Wissen um Stil und Geschmack, Klang und Ornamentik: Das sollen die Parameter seiner Lehrberufu­ng sein.

Die Visitenkar­te, die Weil am Montagvorm­ittag im Konzert des Universitä­tsorcheste­rs bei der Mozartwoch­e abgab, war nicht schlecht. Der höchste Prüfstein, die „Jupiter“-Symphonie, wurde mehr als nur respektabe­l genommen: knackig, kernig, mit großem Klang, zugleich durchaus kontrollie­rt in der genauen Durcharbei­tung, die auf ihre Art zu einer homogenen Wiedergabe führte. Schon die einleitend­e „Ruy Blas“-Ouvertüre Mendelssoh­ns war von dieser Haltung beseelt. Auch das Orchester kann also etwas lernen. Apartes dann im Mittelpunk­t: das Diptychon „Les Citations“von Henri Dutilleux für Oboe, Cembalo, Kontrabass und Schlagzeug – ein wunderbar abgemischt­es Farbenspie­l im paritätisc­h besetzten Quartett von Studenten (Juan Carlos Rivas Perretta, Richard Putz) und Lehrern (Christine Hook, Florian Birsak), ein so unwie außergewöh­nlicher, stark beklatscht­er Farbtupfer.

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BILD: SN/UNIMOZ/SCHNEIDER Bruno Weil

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