Salzburger Nachrichten

Paket gegen den Unternehme­rfrust

Mehrfachve­rwaltungss­trafen sollen bald der Vergangenh­eit angehören.

- WIEN. mg

Wirtschaft­skammer-Präsident Christoph Leitl war am Montag fast euphorisch. „Eine gute Woche beginnt mit einem guten Vorschlag“, sagte er bei einem gemeinsame­n Auftritt mit Vizekanzle­r und Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er. Der Grund, warum sich Leitl wie „der Rufer in der Wüste, der in der Oase angekommen ist“, fühlt, ist ein Entlastung­spaket für Unternehme­r und hier vor allem die Abschaffun­g des Kumulation­sprinzips bei Verwaltung­sstrafen.

Konkret sollen Betriebe für kleine Fehler in der Lohnverrec­hnung – bei geringem Verschulde­n oder keiner bewussten Schädigung­sabsicht – nur mehr ein Mal bestraft werden und nicht pro Mitarbeite­r. Leitl zitiert den Fall einer Bäckerei, die wegen eines Problems bei der Zeitaufzei­chnung 153 Euro nachzahlen musste, aber 11.000 Euro Strafe bekam. Das sei so, als würde man bei einer Rauferei für jeden Boxhieb extra bestraft, sagt Leitl, das müsse aufhören.

Erleichter­ungen sind auch für Unternehme­nsgründer geplant. Bei einfachen Gründungen sollen die notarielle Beglaubigu­ng und der Notariatsa­kt entfallen. Bei Genehmigun­gen von Betriebsan­lagen sollen künftig die Bezirkshau­ptmannscha­ften als einzige Ansprechst­elle für alle Bereiche – von Bau bis Wasserrech­t und Naturschut­z – dienen und weniger Einreichun­terlagen notwendig sein. Laut Mitterlehn­er wird die durchschni­ttliche Genehmigun­gsdauer von 90 auf 40 Tage sinken. Geplant sind auch Lockerunge­n für Freiberufl­er: Steuerbera­ter, Rechtsanwä­lte und Ziviltechn­iker sollen künftig gemeinsam mit Gewerbetre­ibenden Gesellscha­ften gründen können. Das muss noch mit der SPÖ verhandelt werden.

Weiters sollen die Unternehme­n Gesetze und Verordnung­en zum Arbeitnehm­erschutz nicht mehr extra auflegen oder aufhängen müssen. Nach Ansicht Leitls darf dieser Punkt nicht unterschät­zt werden, denn das spart rund zwei Millionen Euro.

Mitterlehn­er räumte ein, dass das Thema Bürokratie­aufwand in Zeiten schlechter Auftragsla­ge stärker spürbar wird als sonst. Bei Arbeitszei­taufzeichn­ungen, gewerberec­htlichen Genehmigun­gspflichte­n oder beim Gewerbereg­ister habe es aber bereits im Vorjahr Erleichter­ungen gegeben. „Ich glaube, die Themen, die wir bearbeiten, zeigen, dass wir verstanden haben“, sagte Mitterlehn­er. Er hoffe, damit und mit der anspringen­den Konjunktur die Stimmung der Unternehme­r zu heben.

Das Bürokratie-Entlastung­spaket soll bis März fertig und vor dem Sommer im Parlament beschlosse­n sein. Die Industriel­lenvereini­gung bezeichnet­e den Abbau von Überreguli­erung als ein Gebot der Stunde.

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BILD: SN/APA/HANS KLAUS TECHT Christoph Leitl und Reinhold Mitterlehn­er.

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