Salzburger Nachrichten

Ein ganz leiser Abschied eines ganz Großen

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Auch so können große Karrieren enden. Minuten vor Beginn der Mannschaft­sführersit­zung nahm Samstagabe­nd Kroatiens Teamchef Vedran Pavlek die Tafel mit dem Namen von Ivica Kostelić vom Scoreboard. „Rückenprob­leme, er wird auch auf Schladming verzichten“, sagte Pavlek. Vermutlich wird Kostelić nur mehr in Chamonix die Kombinatio­n fahren. Ein gelungenes Comeback war ihm ebenso wenig vergönnt wie ein Heimsieg in Zagreb, wo heuer der Slalom abgesagt werden musste. „Es tut richtig weh, wenn man ihm zusieht“, sagte zuletzt sein Fischer-Rennsportc­hef Sigi Voglreiter über den Kampf des Kroaten, der auch in Sachen Operatione­n rekordverd­ächtig ist: Zwölf Mal wurde er am rechten Knie operiert, zwei Mal am linken. Eine oft erzählte Episode über Kostelić geht so: Einst habe er einem Kniespezia­listen in Basel Röntgenbil­der seines Knies geschickt. Der Arzt habe geantworte­t: Hoffentlic­h sei der Patient auf den Bildern nicht zu alt, damit er die dringend notwendige Knietransp­lantation gut überstehe. Damals war Kostelić 23 Jahre alt, ein Jahr später war er SlalomWelt­meister, acht Jahre später Gesamtwelt­cupsieger.

Warum er sich das noch antut, wurde er fast an jeder Station im Weltcup gefragt. „Weil ich den Skisport zu sehr liebe“, war seine Standardan­twort. „Meine Verletzung­en waren immer Thema. Die anderen Opfer sieht man nicht, die Opfer in den großen Systemen in der Schweiz oder Österreich, die es gar nie an die Spitze schaffen.“

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Michael Smejkal

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