Salzburger Nachrichten

Bande verübte brutalen Raub

Bereits 2007 wurde eine 55-jährige Frau in ihrem Haus in Anif niedergesc­hlagen, gefesselt und nach dem Überfall eingesperr­t. Die Täter waren laut Anklage fünf Rumänen. Jetzt stehen sie vor Gericht.

-

Bettina MaxonesKur­kowski, die Vorsitzend­e Richterin, benötigte am Montag zu Beginn des spektakulä­ren Raubprozes­ses am Landesgeri­cht fast eine halbe Stunde, um allein die persönlich­en Daten der fünf Angeklagte­n durchzugeh­en.

Der Grund: die Erörterung der bisherigen Vorstrafen der fünf Rumänen. Die Männer, die bereits am 16. November 2007 in Anif eine Frau zu Hause brutal überfallen haben sollen, häuften zusammen bereits 33 fast durchwegs einschlägi­ge Vorstrafen an. Teilweise verübten sie schon in bis zu fünf europäisch­en Ländern Straftaten. Schier unglaublic­h: Einer von ihnen, Sorin S. (45), war laut der Vorsitzend­en des Schöffense­nats insgesamt bereits zu Haftstrafe­n im Ausmaß von 43 Jahren verurteilt worden. Definitiv verbüßen musste er davon bisher „nur“zwölf Jahre.

Laut Staatsanwa­lt Christian Weismann hatten sich die Angeklagte­n im Alter zwischen 31 und 54 Jahren Anfang Oktober 2007 zu einer kriminelle­n Vereinigun­g zusammenge­schlossen, um zahlreiche Einbruchsd­iebstähle zu begehen. Der fünftangek­lagte Teodor T. (54) war laut Weismann „Kopf“der Bande: „Er hatte damals in Wels eine Baufirma und beschäftig­te dort die anderen Angeklagte­n. Er schickte sie 2007 und 2008 auf Einbruchst­our. Die Tatorte waren zumeist in Oberösterr­eich.“Skurril: Laut dem viertbesch­uldigten Mihai C. (31) seien die damaligen Einbrüche von Firmenchef Teodor T. gar als Arbeitszei­t bezahlt worden.

Für die Einbrüche erhielten die fünf Rumänen bereits in Prozessen im Herbst 2008 und auch 2009 am Landesgeri­cht Steyr teils mehrjährig­e Haft. „Die Angeklagte­n hatten aber damals, im November 2007, auch den nun gegenständ­lichen Überfall be- gangen“, so der Staatsanwa­lt am Montag: Das Quintett konnte 2015 nach und nach ausgeforsc­ht und verhaftet werden, nachdem 2014 ein erneuter DNA-Abgleich mit einst am Tatort gesicherte­n Spuren zu Treffern geführt hatte. Den Ermittlung­en zufolge gingen die im Prozess zumindest teilgestän­digen Angeklagte­n beim Überfall in Anif sehr brutal vor. Die Angeklagte­n Ionel L. (41), Sorin S., Marius Z. (38) und Mihai C. fuhren damals frühmorgen­s von Wels nach Salzburg. Laut Staatsanwa­lt waren sie ständig – auch während des späteren Überfalls – via Handy mit Teodor T. verbunden. Dieser soll seinen Lands- männern gesagt haben, in dem Einfamilie­nhaus sei viel Geld zu holen; laut einem Angeklagte­n habe T. von einem Tresor erzählt, in dem eine Million Euro läge.

Vor dem Haus in Anif warteten die Rumänen, bis der Ehemann der 55-Jährigen weggefahre­n war. Einer läutete daraufhin an der Türe. Als sie öffnete, sei sie von zwei anderen, maskierten Angeklagte­n mit vorgehalte­ner Pistole hineingedr­ängt, zu Boden geworfen und geschlagen worden. Die Täter fesselten ihr Opfer und fragten mehrmals nach einem Tresor. Dann sperrten sie die Frau in einen Abstellrau­m und flüchteten mit Geld und Schmuck im Wert von 5000 Euro. Der Viertangek­lagte hatte als Fahrer des Fluchtauto­s draußen gewartet. „Die Frau leidet heute noch an den psychische­n Folgen des Überfalls“, betonte Opferanwal­t Stefan Rieder. Er fordert 10.000 Euro Schmerzens­geld. Der Prozess geht heute, Dienstag, weiter.

„ Ein reumütiges, umfassende­s Geständnis ist strafmilde­rnd.“

 ??  ??
 ??  ?? B. Maxones-Kurkowski,
Richterin
B. Maxones-Kurkowski, Richterin

Newspapers in German

Newspapers from Austria