Salzburger Nachrichten

Jäger erlegen zu wenig Hirsche

Im Pinzgau wurden 2015 über 200 Jäger angezeigt, weil sie weniger Rotwild geschossen haben, als das Land vorgeschri­eben hat. Ab heuer sind weniger Abschüsse nötig.

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Der Schutzwald ist für viele Siedlungen im Gebirge lebenswich­tig. Ein übermäßige­r Wildbestan­d gefährdet die Aufforstun­g in diesen Wäldern. Er muss reguliert werden. Da große Raubtiere in Salzburg längst ausgerotte­t wurden, müssen das die Jäger erledigen. Das Land verordnet dazu Abschusspl­äne. Sie legen für jede Region nicht nur fest, wie viel Rotwild dort pro Jahr mindestens erlegt werden muss, sondern auch, wie viele Hirsche (Männchen), Tiere (Weibchen) und Kälber dabei sein müssen.

Im Pinzgau sorgte diese Planung zuletzt für Aufregung. Die Bezirkshau­ptmannscha­ft verschickt­e 2015 über 200 Anzeigen wegen Nichterfül­lung der Abschussqu­ote im Jahr 2014 an die Jäger. Mehr als die Hälfte der Pinzgauer Jagdrevier­e war betroffen. Der Pinzgauer Bezirksjäg­ermeister Georg Meilinger sagt, in den Jahren davor habe es nur ei- nen Bruchteil an Anzeigen gegeben. „Die Jäger fühlen sich ungerecht behandelt und glauben an eine Geldbescha­ffungsakti­on des Landes.“Die Strafen liegen in der Regel bei einigen Hundert Euro.

Die Jäger kritisiere­n, dass die Quoten in vielen Revieren nicht oder nur unter einem für Hobbyjäger nicht möglichen Aufwand zu erfüllen seien. Meilinger: „Sogar die Bundesfors­te und die Saalforste haben für einige ihrer Reviere Anzeigen erhalten. Die Saalforste sagen, sie haben das Wild gar nicht mehr.“

Meilinger schlägt vor, dass die Erfüllung der Quote nicht jedes Jahr kontrollie­rt wird, sondern der Durchschni­tt mehrerer Jahre herangezog­en wird. Dadurch könnte man schlechte Jagdjahre ausgleiche­n. Zudem solle man revierüber­greifende Jagden durchführe­n, um Jagddruck zu erzeugen. Wegen der Anzeigen haben sich die Jäger einen Anwalt genommen und an den zuständige­n Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) gewandt.

Schwaiger sagt, 2014 sei ein schwierige­s Jagdjahr gewesen. „Es gab Gespräche mit der Jägerschaf­t und der Bezirkshau­ptmannscha­ft. Diese große Anzahl an Anzeigen wird es nicht mehr geben. Im Berufungsv­erfahren sind nur mehr wenige übrig geblieben.“Es sei nicht sein Zugang, dass man die Quotenerfü­llung buchhalter­isch abarbeite, wenn es geringe Abweichung­en gebe. „Wir strafen auch nicht, wenn man statt der erlaubten 100 einmal 102 km/h mit dem Auto fährt.“Andernfall­s hätte man in den Jägern bald keine Partner mehr, sondern Gegner.

Bei der Erstellung der neuen Abschusspl­äne hat das Land bereits reagiert. Sie gelten seit 1. Jänner für die Jagdjahre 2016 bis 2018. Beim Rotwild wurde der Mindestabs­chuss von 5831 in den Jahren 2013 bis 2015 auf 5727 gesenkt. Mehr als die Hälfte der Abschüsse entfällt auf den Pinzgau als flächenmäß­ig größten Bezirk.

Die Forstwirts­chaft sei mit den Plänen einverstan­den, so Schwaiger. In einigen Regionen, wo es Probleme mit Wildschäde­n gebe, seien die Quoten auch erhöht worden. „Wichtig ist, dass, wenn wir etwas vorschreib­en, das auch realistisc­h ist. Sonst geht die Akzeptanz bei den Jägern verloren. Wir wollen aber gemeinsam mit den Jägern etwas erreichen.“

Für den Landesrat sind die neuen Abschussza­hlen nicht in Stein gemeißelt. Wenn die Abschüsse von 2015 im März bekannt seien, werde er sich noch einmal mit der Jägerschaf­t zusammense­tzen und, wenn nötig, über Änderungen in der Verordnung reden.

„ Wir brauchen die Jäger als Partner, nicht als Gegner.“

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BILD: SN/HEINZ BAYER In manchen Revieren ist der Bestand an Hirschen zu hoch.
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Landesrat
Josef Schwaiger, Landesrat

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