Inspiriert von der Goldhaube
Philipp Brunner macht in Berlin mit seiner Trachtenkollektion Furore.
BERLIN. Bis vor wenigen Tagen befand sich Philipp Brunner im Ausnahmezustand: Er war auf der Fashion Week in Berlin vertreten – nicht mit einer eigenen Kollektion, aber hinter den Kulissen: „Ich mache das schon seit Jahren, ich helfe den Models beim Ankleiden oder nähe abgerissene Knöpfe an – was eben so anfällt.“Daneben hat er natürlich auch Zeit, sich bestimmte Modeschauen anzusehen. Bei seiner österreichischen Lieblingsdesignerin Marina Hörmanseder saß er in der ersten Reihe. Auf Facebook postete er ein Selfie mit der Designerin, ein anderes Foto zeigt ihn mit dem österreichischen Model Stella Lucia, das als Karl Lagerfelds Muse gilt.
Bei allem Netzwerken in der Berliner Modewelt fehlt dem gebürtigen Stadt-Salzburger aber auch die Heimat. „Ich wohne jetzt seit 2012 in Berlin, da kommt schon Sehnsucht nach zu Hause auf.“Das kommt auch in seiner neuen Kollektion zum Ausdruck. Sie trägt den Titel „Homeland“(Heimat) und ist von den traditionellen österreichischen Trachten inspiriert.
Die sechs Damenoutfits, vier Kopfbedeckungen, zwei Taschen und einen Rucksack hat der 24-Jährige von September bis Dezember selbst genäht. Sein Handwerk erlernte er an der Modeschule Hallein, an der er 2011 maturierte. Ein Jahr später übersiedelte er bereits nach Berlin und begann sein Studium an der Akademie für Mode und Design. Ein wahr gewordener Traum war für ihn das dreimonatige Praktikum, das er 2014 beim deutschen Designer Wolfgang Joop absolvierte.
Ausschlaggebend dafür sei seine Ausbildung an der Modeschule gewesen, erzählt Brunner: „Mode mit Matura, das gibt es in Deutschland nicht. Dort beginnt das alles erst mit dem Studium.“Am 30. Jänner wird Philipp Brunner mit seiner Kollektion die Abschlussmodeschau seines Jahrgangs in der „Alten Kindl Brauerei“in Berlin eröffnen.
Auf das Thema Tracht brachte ihn ursprünglich seine Mutter. „Ich denke, damit kann ich auch später einmal bei Wettbewerben herausstechen.“Seine Kollektion besteht aus Jeansstoff, um das „Bedürfnis der Trägerin nach Gleichheit“zu unterstreichen. Einmalig werden seine Kreationen durch handgestickte Muster, schwarze Spitzeneinsätze, Lackfolie und verschiedene Falttechniken (Blüten- und Wabensmok). Die Kopfbedeckungen ähneln den traditionellen Goldhauben. Um sich diese Technik anzueig- nen, hat Brunner mehrmals die „Salzburger Bürgerinnen mit Gold- und Berghauben“besucht. „Die Obfrau, Paulina Hierl, ist schon über 80 Jahre alt und war zuerst perplex, warum ich mich in meinem Alter für Goldhauben interessiere“, erzählt Brunner, „aber ich glaube es hat ihr viel Spaß gemacht.“
Ein eigenes Label zu gründen steht für ihn derzeit nicht zur Debatte, obwohl es in Berlin durchaus möglich wäre, da dort auch die Stadt finanzielle Starthilfe gibt. Philipp Brunner zieht es wieder an die Uni. Seit Mittwoch weiß er, dass er die Aufnahmeprüfung für das Masterstudium Modedesign geschafft hat. Danach wolle er „raus aus Berlin – ein Praktikum bei Vivienne Westwood oder Lagerfeld wäre cool.“