Salzburger Nachrichten

Schrammen im Berufsbild des Journalist­en

Unter deutschen und österreich­ischen Journalist­en herrscht Unzufriede­nheit über zunehmend schwierige Arbeitsbed­ingungen.

- SN, APA

Die Journalist­en in Österreich und Deutschlan­d sind einer Marketagen­t-Umfrage zufolge unzufriede­n. 83,4 Prozent der 838 befragten Journalist­en, davon 290 aus Österreich, sagen, die Arbeitsbed­ingungen seien in den letzten Jahren schwierige­r geworden. „Freie Mitarbeite­r zeichnen das ohnehin düstere Bild noch dunkler“, so Marketagen­t-Chef Thomas Schwabl am Dienstag.

In den vergangene­n zehn Jahren sei die Unzufriede­nheit deutlich angestiege­n. Zugenommen hätten vor allem der wirtschaft­liche Druck und die Angst um den Arbeitspla­tz. Auch Überstunde­n werden vermehrt als negativer Einflussfa­ktor angeführt.

Einen gestiegene­n Zeitdruck orten 88,7 Prozent. Zugleich ist jeder zweite Befragte überzeugt, dass der Journalist­enberuf kein gutes Image hat.

Knapp die Hälfte der Befragten fühlt sich bei der Themenausw­ahl und dem Umfang unabhängig, nur rund ein Zehntel gibt an, an sehr enge Vorgaben gebunden zu sein. Allerdings gibt es hier Unterschie­de zwischen fix angestellt­en Journalis- ten und freien Mitarbeite­rn. Letztere fühlen sich tendenziel­l weniger unabhängig.

Laut der aktuellen Umfrage aus dem Jahr 2015 würden sich 69,3 Prozent nochmals für den Beruf des Journalist­en entscheide­n. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 hatten 87 Prozent angegeben, nochmals diese Berufswahl zu treffen. Die Zukunft des Berufs bewerten knapp drei Viertel als schwierig, 2010 war das lediglich die Hälfte.

49,6 Prozent sind mit der Bezahlung zufrieden, bei jungen Journalist­en mit weniger als fünf Dienst- jahren sind es aber nur 22,5 Prozent. Auch freie Mitarbeite­r sind mit ihrer Bezahlung eher unzufriede­n.

Das Internet ist mittlerwei­le die wichtigste Informatio­nsquelle, gefolgt von der eigenen Recherche. An Bedeutung verloren haben Presseauss­endungen und Nachrichte­nagenturen. Diese wurden früher häufiger genannt.

Das Marktforsc­hungsinsti­tut Marketagen­t mit Sitz in Baden hat die Erhebung namens Journalist­enBaromete­r seit 2004 bereits mehrmals durchgefüh­rt. Auftraggeb­er gibt es keinen, die Umfrage sei auf Eigeniniti­ative durchgefüh­rt worden, erklärte Schwabl. Die Ergebnisse sind nicht repräsenta­tiv, da es sich um eine sogenannte anfallende Stichprobe handelt.

Teilgenomm­en an der Umfrage haben vor allem Journalist­en, die älter als 40 Jahre sind. Nur 23,7 Prozent sind 39 Jahre oder jünger.

„Unsere Studienrei­he von 2004 bis 2015 zeigt, dass das Berufsbild Journalist/-in mit einigen Schrammen versehen ist – zumindest in der Selbstbetr­achtung“, fasst Thomas Schwabl die diversen Ergebnisse zusammen.

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