Akademikerball: Pegida bittet um den Tanz
Anti-Islam-Aktivistin Festerling würde sich in eine lange Liste von umstrittenen Ballgästen reihen. Sie ist selbst rechten Kreisen zu radikal.
WIEN. Seit Jahren ist es Brauch, dass im Vorfeld des Wiener Akademikerballs von den Burschenschaftern einschlägig bekannte Politiker oder Aktivisten eingeladen werden. So wie etwa Marine Le Pen im Jahr 2012. Die Vorsitzende der Front National musste anschließend in ihrer Heimat Frankreich harsche Kritik einstecken. Auch Le Pens Vater Jean-Marie zählte, wie Filip Dewinter vom niederländischen Vlaams Belang, zu den Gästen.
In diesem Jahr könnte eine besonders umstrittene Persönlichkeit im Mittelpunkt des Akademikerballs stehen: Tatjana Festerling, ihres Zeichens Aktivistin und radikale Wortführerin der Dresdner Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes). Die Bewegung vermag bei regelmäßig abgehaltenen Kundgebungen immer wieder Tausende Anhänger zu mobilisieren.
Die 51-jährige Werbefachfrau balanciert bei ihren Reden meist am äußersten rechten Rand. Sie wettert gegen Flüchtlinge („Invasoren“, „angreifende Horden“) und Homosexuelle in Europa und sprach vom „Terror der schwulen, lesbischen, queeren sexuellen Minderheit – willkommen in der Freiluftpsychiatrie Deutschland!“
Nun hat die pennale Mädelschaft „Sigrid zu Wien“Festerling am 28. Jänner, also just einen Tag vor dem Ball, zu einem Vortrag nach Wien eingeladen. Gesprochen soll laut Einladung über „Pegida – Aufbruch oder Randerscheinung?“werden. Mitorganisiert wird der Abend von der pennalen Burschenschaft Germania Libera zu Mistelbach.
In Burschenschafterkreisen gilt es als ziemlich wahrscheinlich, dass die Pegida-Aktivistin auch den Akademikerball besuchen wird. Offi- zielle Bestätigung gibt es dafür nicht – auch nicht von Veranstalter Udo Guggenbichler. „Jeder kann sich eine Karte kaufen, ich kann das auch nicht kontrollieren. Ich weiß nicht, ob sie kommt“, bekräftigt der FPÖ-Gemeinderat im SN-Gespräch.
Was zusätzlich für ein Erscheinen Festerlings in der Hofburg spricht: Die in einigen Städten Deutschlands präsente Protestbe- wegung versucht sich neuerdings auch europäisch zu vernetzen. Erst im Oktober gab es ein Treffen mit Gleichgesinnten in Prag, an dem nach Pegida-Angaben zwölf Länder teilgenommen haben.
Sei es, um Kontakte zu knüpfen, oder einfach nur als „Zugpferd“– Tatjana Festerling würde dem Akademikerball zusätzliche Aufmerksamkeit bescheren.
Beobachter der Szene attestieren dem Ball nämlich einen eklatanten Besucherschwund. „Stimmt überhaupt nicht“, sagt Guggenbichler. In den vergangenen zwei Jahren sei der Kartenverkauf sogar wieder gestiegen. „Wir haben auch viele Anfragen von Leuten, die nach den Ausschreitungen einfach Solidarität bekunden und sich den Ball anschauen möchten.“