Salzburger Nachrichten

Es lebe der Sport

Wenn Schnee zum Luxusgut wird, setzt die Sportbranc­he auf das höherwerti­ge Sortiment.

- Martini-Chefin Lisa Moser auf der Sportmesse ISPO in München.

MÜNCHEN. Er gilt als der Ferrari unter den Ski und das sieht man ihm an. Silbern und golden glänzt die Oberfläche des Volant, ab kommender Wintersais­on gibt es ihn auch in schwarz-silbernem Karomuster. Nur 150 Händler weltweit verkaufen den Upperclass-Ski, sein Preis beginnt bei 1000 Euro und endet bei 2700. Vor sechs Jahren hat der Atomic-Eigentümer Amer Sports aus Finnland die US-amerikanis­che Skimarke gekauft. Der Volant decke „ein kleines, aber sehr erfolgreic­hes Segment“ab, sagt Atomic-Chef Wolfgang Mayrhofer.

Doch auch hinter der Speerspitz­e wird es im hochpreisi­gen Skisportan­gebot immer dichter. „Es ist ein Upgrading feststellb­ar“, betont Mayrhofer. Vor allem im Verleih, in den bereits 60 Prozent der produziert­en Ski gehen, seien die Händler unter Druck geraten, bessere Ski einzukaufe­n. Speziell in den Kernmärkte­n Frankreich, Deutschlan­d und der Schweiz verlangten die Kunden nach Premiumpro­dukten.

Wie es mit dem notwendige­n Schnee dazu aussieht, scheint kein großes Kopfzerbre­chen zu bereiten. Auf der ISPO in München, der weltgrößte­n Sportfachm­esse, die derzeit mit mehr als 2600 Aussteller­n über die Bühne geht, gibt man sich zuversicht­lich, was die Zukunft des Winters betrifft. Auch wenn dieser heuer so intensiv totgesagt wird wie schon lang nicht mehr.

Sicher, sagt Blizzard-Marketingc­hef Tom Rakuscha, kämpfe man bereits das dritte Jahr in Folge mit einem Winter, der alles andere als typisch verlaufe. Seit den Schneefäll­en Mitte Jänner aber sei die Nachfrage wieder „phänomenal“.

Vorbei ist allerdings der Fokus auf das Thema Freeride und Offpiste. Noch vor wenigen Jahren war der Geländeski das Topthema bei vielen Skiherstel­lern. Kommenden Winter steht angesichts der schneearme­n und durchwachs­enen Winter wie- der der Pistenski in der ersten Reihe. Blizzard aus Mittersill, seit 2007 Teil des italienisc­hen Tecnica-Konzerns, bringt eine Neuauflage des „Blizzard Quattro“ins Spiel. Und in den Skiverleih würden mittlerwei­le 800-Euro-Slalomski verkauft, bestätigt auch Rakuscha den Trend zum hochwertig­en Ski.

Freude mit den kompakten Kunstschne­episten hat man beim Skiservice­maschinen-Hersteller Winterstei­ger aus Ried im Innkreis. „Je härter die Pisten, umso öfter muss man die Kanten schleifen und die Ski präpariere­n“, erklärt Verkaufsle­iter Daniel Steininger. Mit Skidepot-Möbeln und SoftwareLö­sungen hat man sich als Komplettan­bieter für den Rental-Bereich etabliert. Der Trend, erklärt Steininger, gehe Richtung vollautoma­tischer Servicemas­chinen. Grund dafür seien die fehlenden Spezialist­en, „so einen für vier Monate im Jahr für eine Verleihsta­tion zu finden wird immer schwierige­r“.

Breiter aufgestell­t ist Thomas Roiser, Eigentümer des Mondseer Stöckespez­ialisten Komperdell. Der Bereich Tourengehe­n und vor allem das Wandern seien zuletzt stark gewachsen, sagt Roiser. 820.000 Paar Stöcke sollen heuer das Werk in Mondsee verlassen, rund 100.000 mehr als noch im Vorjahr. Auf der ISPO präsentier­t Komperdell mit dem „Stiletto“seine jüngste Innovation. Über einen im Griff eingearbei­teten Druckknopf ist der Stock ruck, zuck höhenverst­ellbar. Als Hersteller im Sportberei­ch sei man immer unter Druck, etwas Neues zu bringen, betont Roiser und ergänzt: „Was ich heute neu mache, wird morgen kopiert und ist übermorgen tot.“

So richtig im Wachsen ist der Sportmodes­pezialist Martini aus der Marcel-Hirscher-Gemeinde Annaberg. Der einst reine Skitourena­usrüster ist im modischen Outdoor-Lifestyle-Bereich angekommen. Für kommendes Frühjahr wurde eine erste Kollektion für Mountainbi­ker geschneide­rt. Der Firmenslog­an von heute lautet: „Action 365“– also jeden Tag.

„Der Winter läuft besser als erwartet.“

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BILD: SN/SCHÖ
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W. Mayrhofer, Atomic-Chef

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