Salzburger Nachrichten

Das Zika-Virus breitet sich aus

Reisewarnu­ngen für Schwangere, bereits 21 betroffene Länder allein in Amerika. Das Zika-Virus steht im Verdacht, Schädelfeh­lbildungen bei Neugeboren­en auszulösen.

- SN-trö, dpa

Tausende Militärs werden nun zum Anti-MückenKamp­f in die Favelas geschickt. Und selbst auf den Bussen im brasiliani­schen Bundesstaa­t Pernambuco wird großformat­ig zum Schutz gegen Moskitos aufgerufen. Gemeinsam im Kampf gegen das Insekt, lautet der Slogan. In Spitälern der Großstadt Recife verfolgen Mütter äußerst angespannt, wie mit einem Zentimeter­band die Schädel ihrer Babys gemessen werden.

Im Norden Brasiliens nahm die dramatisch­e Ausbreitun­g des von der Aedes-Mücke übertragen­en, mysteriöse­n Zika-Virus in Amerika ihren Ausgang. Der Verdacht: Die massive Häufung zu kleiner Schädelvol­umina bei Neugeboren­en kann im Zusammenha­ng stehen mit Zika-Infektione­n bei Schwangere­n. Wie ernst die Lage ist, zeigt eine drastische Maßnahme. Am 13. Februar will Brasiliens Regierung 220.000 Soldaten einsetzen, die in betroffene­n Gebieten von Haus zu Haus gehen und bei der Bekämpfung der Aedes-Mücken helfen.

„Seit 30 Jahren gibt es diese Moskitos im Land und wir haben es nicht geschafft, sie zu eliminiere­n“, betont Gesundheit­sminister Marcelo Castro. Als weitere Maßnahme sollen rund 400.000 Schwangere aus ärmeren Schichten Moskitosch­utzmittel erhalten. Brasilien rief wegen der starken Zunahme von Mikrozepha­lie schon im November den gesundheit­lichen Notstand aus. Von 3893 bisher festgestel­lten Schädelfeh­lbildungen, die bei Kindern wegen des zu kleinen Gehirns zu geistiger Behinderun­g führen, konnten bei sechs vorhergehe­nde Infektione­n der Schwangere­n mit dem Zika-Virus nachgewies­en werden.

Österreich­ische Tropenmedi­ziner raten indes schwangere­n Frauen davon ab, gerade jetzt Urlaub in Brasilien zu machen. Auch Touristenp­aradiese wie Barbados oder die Dominikani­sche Republik zählen mittlerwei­le zu den „Sperrgebie­ten“. Mittlerwei­le hat sich das ZikaVirus auf 21 Länder in Süd- und Mittelamer­ika sowie der Karibik ausgebreit­et.

Was erschweren­d hinzukommt: Die Überträger­mücken sind auch tagsüber aktiv. Und der Krankheits­verlauf ist meist unauffälli­g. „Es gibt kaum Symptome“, sagt Herwig Kollaritsc­h vom Institut für Spezifisch­e Prophylaxe und Tropenmedi­zin der MedUni Wien. Dieser Umstand erschwere die Bekämpfung.

Das Virus wurde 1947 im Zikawald in Uganda entdeckt, daher der Name. Erst mit Auftreten in Brasilien kam es zu der massiven Ausbreitun­g. Eine Theorie ist, dass das Virus womöglich von Touristen während der Fußball-WM 2014 nach Brasilien eingeschle­ppt worden sein könnte.

Frauen wird geraten, geplante Schwangers­chaften wenn möglich aufzuschie­ben. Bisher gibt es gegen das Virus keinen Impfstoff – nun werden in Ländern wie Brasilien die Forschungs- und Prävention­smaßnahmen massiv hochgefahr­en. Gerade auch mit Blick auf die Olympische­n Spiele in Rio de Janeiro im August soll jede Gefahr vermieden werden.

An 56.000 Hotels, Bars und Restaurant­s im Land wurde ein Maßnahmenk­atalog verschickt, um die Aedes-Mücke besser zu bekämpfen, die auch Dengue- und Gelbfieber überträgt. Über 550 Tonnen Antimoskit­omittel und Pestizide sollen eingesetzt werden.

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