„Ich spüre Berührungen an den Beinen“
Kulm-Sturzopfer Lukas Müller meldete sich erstmals aus der Uniklinik in Graz zu Wort – und versprühte dabei erfreulich viel Zuversicht.
SALZBURG. Sein verheerender Unfall beim Einfliegen zur Skiflug-WM am Kulm liegt bald zwei Wochen zurück. Zwei Wochen, in denen Lukas Müller und seine Familie die schockierende Diagnose „inkomplette Querschnittslähmung“aufnehmen und verarbeiten konnten. Nun meldete sich der 23-jährige Kärntner zum ersten Mal selbst zu Wort. Via Facebook postete Müller aus dem Universitätsklinikum in Graz ein Bild von sich und seiner Familie und schrieb dazu einen längeren Text auf Englisch.
Das Erfreuliche: Sein Blick ist schon wieder nach vorn gerichtet. „Ich kann es kaum erwarten, bis die Reha anfängt“, schrieb Müller. Er könne seine Beine zwar nicht bewegen, habe aber ein Restgefühl. „Ich spüre Berührungen und kann sie auch orten. Plötzlich sind eben ganz andere Dinge als Erfolg zu werten, und wenn es nur das schwindelfreie Aufsitzen ist“, erklärte der ÖSV-Athlet, der als Vorspringer auf der WM-Schanze die Kontrolle über seinen linken Ski verloren hatte und nach etwa 120 Metern mit großer Wucht auf den Aufsprunghang gestürzt war.
Auslöser dafür war ein Problem mit dem Sprungschuh – ein Prototyp, den nur Müller verwendete –, bei dem sich die Schnalle über dem Rist geöffnet hatte. „Konkret ist noch nicht klar, ob sich die Schnalle gelöst hat oder ob sie eventuell gebrochen ist“, sagte Ernst Vettori, der sportliche Leiter für Skispringen und nordische Kombination, auf SN-Nachfrage.
Der ÖSV-Spitzenfunktionär bestätigte aber noch einmal, dass Müller volle Unterstützung vom Skiverband erhalten werde: „Wir küm- mern uns ernsthaft, so wie wir das schon unmittelbar nach dem Sturz gesagt haben.“Ob es sich dabei um die bevorstehende Rehabilitation oder um eine finanzielle Unterstützung handelt, wollte Vettori nicht verraten. ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel meinte: „Wir werden in jeder Form helfen.“
Müller, der sich bei seinem Sturz am Kulm den sechsten und siebten Halswirbel brach, dankte auf seiner Facebook-Seite Freunden und Fans für die Tausenden Postings und persönliche Nachrichten. „Ich bin überwältigt von so viel Unterstützung“, schrieb der Kärntner aus Spittal an der Drau. „Ich hoffe, euer Zuspruch bleibt so groß wie bisher. Es ist meine Hauptquelle, aus der ich Kraft schöpfe.“
Wie lange Müller noch in der Uniklinik in Graz bleiben muss, ist vorerst offen. Er wird weiterhin stationär behandelt und erhält täglich Therapien. „Ich bin auch schon zwei Mal im Freien gewesen. Es tat gut, wieder einmal frische Luft zu atmen“, berichtete Müller.
Dabei immer an seiner Seite ist seine Familie. Der „Kleinen Zeitung“sagte Mutter Rosmarie in einem Interview: „Die Mediziner kümmern sich liebevoll um Lukas, die Trainer und die ÖSV-Führung rufen an, erkundigen sich, wie und wo sie helfen können. Es tut gut zu wissen, du bist nicht allein.“
ÖSV-Co-Trainer Alexander Diess, der Luki Müller im Springerstützpunkt Salzburg-Rif betreut hat, besuchte das Sturzopfer vor wenigen Tagen in Graz und bestätigte: „Er hat den Umständen entsprechend einen positiven Eindruck vermittelt, ist schon voll in diesem Modus: ,Ich will mit der Reha beginnen und fit werden.‘“Auch Mutter Rosmarie war es wichtig zu betonen: „Es soll ihn niemand bemitleiden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Lukas in Zukunft seinen Weg eigenständig machen kann. Ich sage ganz bewusst nicht ,gehen‘.“