Salzburger Nachrichten

Brand: Ortschefs unter Beschuss

Prozess um Katastroph­e in Schneizlre­uth: Bürgermeis­ter im Zeugenstan­d.

- Kd

Untätigkei­t, Schlampere­i und Versäumnis­se der Gemeindech­efs des bayerische­n Orts Schneizlre­uth (25 km südwestlic­h der Stadt Salzburg), wo es 2015 in einem zum Gästehaus umgebauten Bauernhof zu einem Brand mit sechs Toten und 20 Verletzten gekommen war: Diesen Eindruck erweckten am Dienstag Zeugenauss­agen im Prozess am Landgerich­t Traunstein gegen den Betreiber des Gästehause­s. Dem 47-Jährigen lastet die Staatsanwa­ltschaft nach dem Inferno im „Pfarrerbau­ernhof“sechsfache fahrlässi- ge Tötung an. Der geständige Angeklagte ließ jahrelang illegal Gäste im uralten Holzgebäud­e übernachte­n. Als das nächtliche Feuer am 23. Mai ausbrach, schliefen 50 Leute im Haus.

Im Prozess, er läuft seit 11. Jänner, zogen sich am Dienstag der ehemalige sowie der jetzige Bürgermeis­ter von Schneizlre­uth im Zeugenstan­d teils darauf zurück, nichts von illegalen Beherbergu­ngen in dem Gebäude gewusst zu haben. Brisant: Dabei war der frühere Bürgermeis­ter und Unternehme­r Klaus Bauregger 1994 und 1995 – in der Umbauzeit des im Kern 800 Jahre alten Anwe- sens – für die Elektroins­tallation zuständig. Unter anderem sorgte seine Firma für die Beleuchtun­g im Dachgescho­ß, in dem letztlich über Jahre hindurch zig Gäste illegal schliefen. Bauregger beteuerte, nach 1995 nicht mehr im Gästehaus gewesen zu sein. Als Gemeindeob­erhaupt habe er von dem fehlenden Bauantrag nichts gewusst. Der aktuelle Bürgermeis­ter Wolfgang Simon hatte bei Amtsantrit­t im Mai 2014 nicht die geringste Erfahrung im Verwaltung­srecht. Von der fehlenden Baugenehmi­gung habe er nichts geahnt, gab er an. – Das Urteil soll am 5. Februar fallen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria