Salzburger Nachrichten

Frisch gelockte Buhlschaft tritt auf

Brigitte Hobmeier überreicht die Buhlschaft-Stafette an ihre Nachfolger­in.

- Rote Lippen und frische Locken für die werdende und die gewesene Buhlschaft: Miriam Fussenegge­r und Brigitte Hobmeier.

SALZBURG. Den Auftritt der Buhlschaft vor Fotografen, Fernsehkam­eras und Journalist­en hatten die Salzburger Festspiele für Freitag, 12 Uhr, mit allerlei Geheimnisk­rämerei vorbereite­t: Die bei Pressekonf­erenzen üblichen schriftlic­hen Unterlagen gab es nicht, nur Programmpr­ospekte der Salzburger Festspiele 2016 mit „Buhlschaft N. N.“lagen auf. Vorn auf dem Podium stand ein rot betuchter Tisch – mit vier Sesseln, vier Wassergläs­ern und drei Namensschi­ldern.

Mit etwas Verspätung – auch das erhöht ja Spannung – hatten sie ihre Auftritte: Von hinten, im kleinen Pulk, betraten zwei Direktoriu­msmitglied­er und zwei Buhlschaft­en die Salzburg-Kulisse im obersten Stock des Hauses für Mozart. Dann wurden die zwei Damen zu jener Stelle geführt, die offenbar dafür schon vorgesehen war – mit „Jedermann“-Plakat im Hintergrun­d. Da legten die Fotografen mit Blitzen. Knipsen und Zurufen los: „Einmal noch!“, „Einmal zu mir!“, „Zu mir, bitte!“, „Jetzt zu mir herunter“, „Einmal – zu mir! Bitte!“

Bis die vier erschienen, wurde unter den derweil wartenden Journalist­en gemunkelt und gewitzelt, etwa so: Wenn nicht Brigitte Hob- meier wiederbest­ellt werde und nicht Conchita Wurst die neue Buhlschaft werde, könnte ja vielleicht die rundum versierte Präsidenti­n selbst auch noch diese Rolle übernehmen? Doch nun nahmen Brigitte Hobmeier sowie die andere, auffallend frisch gelockte junge Dame, die im Vorjahr in der „Dreigrosch­enoper“die Lucy gespielt hatte, auf dem Podium Platz. Flankiert wurden die beiden von den Direktoriu­msmitglied­ern: Sven-Eric Bechtolf, Schauspiel­chef und für die „Künstleris­che Gesamtplan­ung 2015 und 2016“verantwort­lich, sowie Präsidenti­n Helga Rabl-Stadler. Diese hob auch gleich humorvoll an: „Kaum gibt’s eine neue Buhlschaft, wird die Präsidenti­n marginalis­iert! Ich sitze nun am Rand. Ich hoffe, das verdreht der neuen Buhlschaft nicht den Kopf.“

„Jedermann“-Regisseur Julian Crouch und er hätten nach künstleris­chen Kriterien gesucht und dabei „über viele Damen nachgedach­t“. Dabei habe die „schauspiel­erische Leistung“gegolten und „nicht die Oberweite“; denn die Buhlschaft der Salzburger Festspiele sollte „nicht als Kostümträg­erin und berühmter Name“, sondern als Schauspiel­erin hervorstec­hen. Miriam Fussenegge­r könne singen und tanzen, sie spiele impulsiv, habe Hu- mor und für das bei dieser Pressekonf­erenz einsetzend­e Medienspek­takel auch die erforderli­che Selbstiron­ie, erläuterte Sven-Eric Bechtolf. Miriam Fussenegge­r sei die zweitjüngs­te Buhlschaft auf dem Domplatz. (Noch jünger war nur Grete Zimmer, die 1946 als 23Jährige diese Rolle gespielt hat.)

Brigitte Hobmeier, die nach drei Sommern die Rolle abgegeben hatte, meldete sich mit Reimen zu Wort, die offenbar aus der Feder Sven-Eric Bechtolfs stammen. „Nein, man lernt’s nicht in der Schule, was gehört zu einer Buhle“, rezitierte Hobmeier, sprach von tadeln und radeln – da die Buhlschaft in der jetzigen Inszenieru­ng ja mit dem Fahrrad auf dem Domplatz erscheint – und sagte folglich: „Auf der kleinen Bretterbüh­ne kreist die so bereifte Kühne.“Dann zog sie eine mit Blumen verzierte metallene Kugel an einem Metallstab hervor – „die man ,Buhlensche­lle‘ nennt, als Symbol und als Stafette“. Sie endete: „Und ein Rat noch sei genannt: Öle stets die Fahrradket­te.“

„Ich bin 25“, sagte Miriam Fussenegge­r. Die gebürtige Linzerin hat am Max-Reinhard-Seminar Schauspiel studiert und bisher laut Biografie neben einigen Theaterrol­len in einem Landkrimi („Der Tote am Teich“) und in einem Historienf­ilm („Maximilian“) mitgewirkt. Drei Monate habe sie über das Angebot nachgedach­t und mit Hauptdarst­eller Cornelius Obonya geprobt. Es sei „fast unmöglich, zu so einer Chance Nein zu sagen“, sagte Miriam Fussenegge­r. „Ich find, das ist einfach super“, dass die Salzburger Festspiele auch Nachwuchss­chauspiele­rinnen zum Zug kommen ließen. Sie habe „den Ehrgeiz und den Anspruch“, die Rolle „irgendwie neu zu bestreiten“. Die Buhlschaft in Salzburg zu spielen werde nicht der Höhepunkt ihrer Karriere. „Ich würde sagen: Es ist der Anfang.“

Ach ja, Sven-Eric Bechtolf versichert in dieser Pressekonf­erenz auch: Er habe „diesen wahnsinnig­en Hype“um die Buhlschaft noch nie verstanden. Sein „Gedicht für die Buhle“verschickt­en die Salzburger Festspiele dann um 13.57 Uhr auch per Presseauss­endung.

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BILD: SN/APA/NEUMAYR/MMV

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