Reichelts richtige Entscheidung
Je schneller man auf der Piste zurück ist, desto schneller ist der Sturz verarbeitet.
Die Abfahrt von Kitzbühel ist schon wieder eine Woche her – und die Ereignisse auf der Streif dominieren immer noch die Diskussionen. Auch die Betroffenen selbst haben sich schon zu Wort gemeldet – und zur Enttäuschung vieler zwar Kritik geübt, aber auch Eigenverantwortung übernommen. Es mag wie eine Plattitüde klingen: Der Abfahrtssport ist eine Gratwanderung. Zwischen Sieg und Niederlage liegt oft nur ein Wimpernschlag oder im Fall von Kitzbühel eine Bodenwelle. Alles dreht sich um die Frage: Erfolgte die Absage zu früh? Zu spät? Hätte man gar nicht starten dürfen? Nicht einmal unter den Athleten würde man in der Frage eine Einstimmigkeit erzielen. Tatsache ist: Markus Waldner und Hannes Trinkl müssen die Entscheidung fällen. Natürlich spielt es eine Rolle, dass 50.000 Menschen im Ziel warten, dass allein in Österreich 1,6 Millionen vor den TV-Schir- men sitzen. Ich meine: Das Duo Waldner/ Trinkl macht bisher seine Sache sehr gut. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber im Moment muss man die Entscheidung den beiden Direktoren überlassen – und sie treffen diese Entscheidungen mit bestem Wissen und Gewissen. Sie sind an Ort und Stelle, sie checken alle Infos. Stürze gehören – leider – zur Abfahrt. Und viele kommen besser denn je zurück. Bester Beweis: Das Podium in Kitzbühel, auf dem drei Läufer standen, die alle schon viel durchgemacht haben. Das hat auch Hannes Reichelt. Seine Entscheidung, sofort wieder zu starten, ist für mich nachvollziehbar. Je schneller ich wieder auf der Strecke zurück war, umso schneller war der Sturz verarbeitet. Nicht ganz fit zu sein kann sogar schneller machen – weil man mehr auf den Körper als auf den Druck achtet. Was ich übrigens gar nicht glaube: Dass Schmerzmittel eine Rolle bei den Stürzen spielen. Da müsste ja im Skisport jeder fallen.