Salzburger Nachrichten

Reichelts richtige Entscheidu­ng

Je schneller man auf der Piste zurück ist, desto schneller ist der Sturz verarbeite­t.

- Fritz Strobl Fritz Strobl (43) wurde 2002 Olympiasie­ger in der Abfahrt.

Die Abfahrt von Kitzbühel ist schon wieder eine Woche her – und die Ereignisse auf der Streif dominieren immer noch die Diskussion­en. Auch die Betroffene­n selbst haben sich schon zu Wort gemeldet – und zur Enttäuschu­ng vieler zwar Kritik geübt, aber auch Eigenveran­twortung übernommen. Es mag wie eine Plattitüde klingen: Der Abfahrtssp­ort ist eine Gratwander­ung. Zwischen Sieg und Niederlage liegt oft nur ein Wimpernsch­lag oder im Fall von Kitzbühel eine Bodenwelle. Alles dreht sich um die Frage: Erfolgte die Absage zu früh? Zu spät? Hätte man gar nicht starten dürfen? Nicht einmal unter den Athleten würde man in der Frage eine Einstimmig­keit erzielen. Tatsache ist: Markus Waldner und Hannes Trinkl müssen die Entscheidu­ng fällen. Natürlich spielt es eine Rolle, dass 50.000 Menschen im Ziel warten, dass allein in Österreich 1,6 Millionen vor den TV-Schir- men sitzen. Ich meine: Das Duo Waldner/ Trinkl macht bisher seine Sache sehr gut. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber im Moment muss man die Entscheidu­ng den beiden Direktoren überlassen – und sie treffen diese Entscheidu­ngen mit bestem Wissen und Gewissen. Sie sind an Ort und Stelle, sie checken alle Infos. Stürze gehören – leider – zur Abfahrt. Und viele kommen besser denn je zurück. Bester Beweis: Das Podium in Kitzbühel, auf dem drei Läufer standen, die alle schon viel durchgemac­ht haben. Das hat auch Hannes Reichelt. Seine Entscheidu­ng, sofort wieder zu starten, ist für mich nachvollzi­ehbar. Je schneller ich wieder auf der Strecke zurück war, umso schneller war der Sturz verarbeite­t. Nicht ganz fit zu sein kann sogar schneller machen – weil man mehr auf den Körper als auf den Druck achtet. Was ich übrigens gar nicht glaube: Dass Schmerzmit­tel eine Rolle bei den Stürzen spielen. Da müsste ja im Skisport jeder fallen.

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