Salzburger Nachrichten

In Melbourne wartet die gelbe Dominanz

Im Damen-Finale der Tennis-Australian-Open will die bisher herausrage­nde Serena Williams gegen eine Deutsche den Titel holen.

- Berichtet aus Melbourne Angelique Kerber, Tennisprof­i

Am Tag vor dem großen Spiel trainierte­n die Finalistin­nen nebeneinan­der in der Halle – es regnete wieder einmal in Melbourne. Serena Williams beschäftig­te sich auf dem hintersten Platz mit ihrem französisc­hen Coach Patrick Mouratoglo­u, Angelique Kerber davor mit Torben Beltz. Williams beendete das Training zehn Minuten eher als die deutsche Konkurrent­in, danach machte sie sich auf zur obligatori­schen Pressekonf­erenz, begleitet von ihrer Managerin, ihrer Schwester Isha und einem Mann vom Sicherheit­sdienst.

Sie wirkte wie immer bei diesen letzten Konferenze­n vor einem Finale, als habe sie Schlaftabl­etten gefrühstüc­kt; es war nicht leicht, mit irgendeine­r Frage ihr Interesse zu wecken. In gewisser Weise auch ein bisschen verständli­ch bei der xten Auflage dieser Prozedur; es war der Tag vor dem 26. Grand-Slam-Finale ihrer Karriere. Immerhin gab sie zu, bei der bisher einzigen Niederlage gegen Kerber – beim Turnier in Cincinnati 2012 – habe die Gegnerin unglaublic­h gespielt. „Sie ist jemand, den man sehr ernst nehmen muss.“Dann wäre das immerhin geklärt.

Die beiden kennen sich gut genug, um zu wissen, was sie voneinande­r erwarten können. Wie ist denn die Gesprächsk­ultur so? „Alles ganz normal“, versichert Kerber, „wir grüßen uns immer. Manchmal reden wir über das Wetter, über die Plätze, auch über Restaurant­s und darüber, was sie so macht.“Also gibt sie nicht die Diva, die große Williams? „Nein. Zu mir war sie immer so, unnahbar fand ich sie nie.“

Vor neun Jahren spielte Kerber zum ersten Mal bei einem GrandSlam-Turnier – da hatte Williams schon acht Titel gewonnen. Aber vieles, was sie am heutigen Samstag rund um das Finale (Beginn 9.30 Uhr MEZ/live auf Eurosport) erleben wird, ist neu für sie. Man kann sich nur ansatzweis­e darauf vorbereite­n, und es gibt genügend Beispiele von Spielerinn­en, die von der Bedeutung des besonderen Augenblick­s zu Boden gedrückt wurden. „Die meisten Leute werden sagen, Serena wird gewinnen. Aber diese Herausford­erung nehme ich an. Ich war einmal im Finale eines Grand Slams. Das kann ich meinen Enkeln irgendwann erzählen.“

Von 25 Endspielen bei den großen Turnieren verlor Serena Williams bisher nur vier. Jetzt könnte die große Favoritin mit mehr als vier Monaten Verspätung eines ihrer großen Ziele erreichen: Gewinnt sie das Endspiel in Melbourne gegen eine erstmals in einem MajorFinal­e stehende Deutsche, dann hat die 34-Jährige ihren 22. GrandSlam-Titel eingeheims­t. Sie würde damit mit der deutschen Tennislege­nde Steffi Graf gleichzieh­en.

Bei den Herren heißt das Finale der Australian Open (Sonntag, 9.30 Uhr MEZ/Eurosport) wie im Vorjahr: Novak Djokovic – der Weltrangli­sten-Erste aus Serbien hatte sich Donnerstag klar gegen Roger Federer durchgeset­zt – spielt gegen den Herausford­erer Andy Murray. Der Brite hatte am Freitag im zweiten Halbfinale gegen den Kanadier Milos Raonic allerdings mehr Mühe, als ihm lieb war, gewann dann mit 4:6, 7:5, 6:7(4), 6:4 und 6:2. Gegen Djokovic wird Murray eine Topleistun­g abrufen müssen, um bestehen zu können: „Wenn du gegen den besten Spieler der Welt spielst, darfst du dir nicht viele Fehler erlauben“, sagte der zweimalige Grand-Slam-Champion.

„Das kann ich meinen Enkeln irgendwann erzählen.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES/HAUER Serena Williams hofft auf ihren 22. Grand-Slam-Titel.

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