Salzburger Nachrichten

Aiderbichl ohne Gütesiegel

Gegen die Führung von Gut Aiderbichl wird wegen Betrugsver­dachts ermittelt. Dennoch verlieh man dem Tierasyl – kurz – das Spendengüt­esiegel. Angeblich wegen eines „technische­n Problems“.

- WWW.OSGS.AT) wid, resch

Schon seit vielen Monaten ermittelt die Korruption­sstaatsanw­altschaft gegen die Aiderbichl-Chefs Michael Aufhauser und Dieter Ehrengrube­r sowie zwei Ex-Mitarbeite­r des Tierimperi­ums. Und zwar wegen des Verdachts des gewerbsmäß­igen schweren Betrugs.

Es geht einerseits um Millionenz­uwendungen aus Testamente­n und überschrie­benen Liegenscha­ften an die Aiderbichl Privatstif­tung. Anderersei­ts geht es auch um die angeblich zweckwidri­ge Verwendung von Spendengel­dern in Höhe von rund 800.000 Euro. Eine erste Strafanzei­ge ging im Oktober 2014 ein. Die beiden Aiderbichl-Chefs bestreiten die Vorwürfe; es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Vorwürfe hinderten Aiderbichl-Geschäftsf­ührer Ehrengrube­r nicht daran, 2015 für die Gut Aiderbichl Privatstif­tung das Österreich­ische Spendengüt­esiegel (OSGS) zu beantragen. Dieses wurde 2001 von führenden Dachverbän­den heimischer gemeinnütz­iger Organisati­onen und von der österreich­ischen Kammer für Wirtschaft­streuhände­r ins Leben gerufen, um – so heißt es auf der Homepage – „die Spendensic­herheit und das Vertrauen in die diversen Spendenorg­anisatione­n zu fördern“. Geprüft wird jeder Antrag von der Kammer der Wirtschaft­streuhände­r – angeblich nach „strengen Kriterien“.

Fakt ist: Am Mittwoch, dem 27. Jänner 2016, stand auf der Website des OSGS ( zu lesen, Gut Aiderbichl habe seit 15. Jänner die „Berechtigu­ng, das Österreich­ische Spendengüt­esie- gel zu führen“. Am selben Tag verkündete auch Ehrengrube­r auf der Aiderbichl-Homepage: „Als weiteres Zeichen des Vertrauens verfügt die Gut Aiderbichl Stiftung ab sofort über das Spendengüt­esiegel.“Einen Tag später war alles anders: Auf der Website der OSGS ebenso wie auf jener Aiderbichl­s war der Hinweis verschwund­en.

Warum? Beatrix Exinger, Sprecherin der Kammer der Wirtschaft­streuhände­r und damit auch der Siegel-Vergabeste­lle, wartet mit dieser Erklärung auf: „Es stimmt – Aiderbichl hat um das Siegel angesucht. Eine Prüfung des Antrags wurde auch vorgenomme­n. Leider Gottes ist dann aber aufgrund eines technische­n Problems die Erteilung der Berechtigu­ng kurzfristi­g auf unsere Homepage gelangt.“

Empörte Reaktionen im Internet seien keineswegs für die rasche Entfernung verantwort­lich gewesen. Gut Aiderbichl verfüge „jedenfalls derzeit nicht mehr über das Spendensie­gel“, so Exinger: „Unsere Wirtschaft­sprüfer prüfen jetzt weiter, ob das Siegel verliehen werden kann.“ Angesichts der gegen die Aiderbichl-Chefs laufenden Ermittlung­en „ist die Optik für uns natürlich nicht ideal; da gibt es nichts zu beschönige­n“.

Dieter Ehrengrube­r selbst hat eine andere Sicht: Er geht davon aus, dass Aiderbichl in der kommenden Woche endgültig das Siegel erhalten wird. „Wir haben lediglich ein paar zusätzlich­e Unterlagen geliefert.“Ehrengrube­r räumt ein, dass er das OSGS nicht über die laufenden Ermittlung­en informiert habe. „Aber warum auch? All dies war ohnehin den Medien zu entnehmen. Tatsache ist, dass es für die Verleihung des Siegels einen Kriterienk­atalog gibt. Dort steht nicht, dass es keine Ermittlung­en gegen die betreffend­e Spendenorg­anisation geben darf. Falls das eine Rolle spielen sollte, hätte man es auch anführen müssen.“

„ Ich gehe davon aus, dass wir das Siegel endgültig bekommen.“

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Kein Gütesiegel – doch Gütesiegel – wieder kein Gütesiegel. Die Vergabeste­lle ruderte zurück.
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Gut Aiderbichl
Dieter Ehrengrube­r, Gut Aiderbichl

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