Bundesheer plant Angelobung. Aber der Ort ist noch umstritten.
Die größte jemals verzeichnete Lawinenkatastrophe Salzburgs mit 58 Toten in Mühlbach am Hochkönig jährt sich am 19. Februar zum 100. Mal. Weil die Todesopfer Soldaten bei der Ausbildung waren, soll heuer eine Angelobung von Bundesheer-Rekruten an das Unglück von 1916 erinnern. Es gibt allerdings Unstimmigkeiten um den Ort des Gedenkens.
Der Vorschlag mit der Angelobung in der Nähe des Unglücksorts beim Arthurhaus kam von Thomas Brandner aus Bischofshofen. „Im Sinne 100 Jahre Erster Weltkrieg“, meint der gebürtige Mühlbacher, der selbst 30 Jahre Soldat war. Außerdem solle die Veranstaltung an den Einsatz der damals neuen Bergrettung, von russischen Kriegsgefangenen und von Knappen erinnern sowie die Leistungen der heutigen Einsatzorganisationen würdigen. So weit, so unumstritten. Aber wo soll das Ganze stattfinden?
Laut Brandner hat ihm das Militärkommando Salzburg mitgeteilt, dass das beim Arthurhaus aus verkehrstechnischen Gründen nicht möglich sei. Die für Ende Oktober geplante Angelobung solle deshalb auf dem Mühlbacher Sportplatz über die Bühne gehen. „Vor einigen Jahren war eine Angelobung auf der KaiserFranz-Joseph-Höhe noch möglich und heute schaffen sie es nicht mehr auf 1500 Meter“, wundert sich der Initiator.
Das Bundesheer dementiert. Die Entscheidung über den Ort sei noch nicht gefallen, sagte Oberst Gerhard Funk vom Militärkommando am Freitag auf SNAnfrage. „Unser Ziel ist es, die Angelobung am 25. Oktober oben in der Nähe des Unglücksorts durchzuführen. Im März wird es eine erste Besprechung mit dem Bürgermeister geben.“
Dass es „nur“58 tote und 72 schwer verletzte Soldaten zu beklagen gab, ist rückblickend ein Wunder. Die Schneemassen begruben 245 Soldaten der II. k. u. k. Skikompanie Wien unter sich. Sie sollten auf dem Mitterberg die Skiausbildung für den Einsatz an der Dolomitenfront erhalten.
Vor dem Unglück hatte es drei Tage lang durchgehend geschneit. Die Betriebsleitung der Mitterberger Kupfer AG kommandierte deshalb 180 Mann der Grubenschicht statt ins Bergwerk zum Schneeschaufeln ab. Auch zehn russische Zwangsarbeiter wurden mit Schneeschaufeln zum Arthurhaus geschickt.
Sie alle waren bereits vor Ort, als der Oberstleutnant die Soldaten zur Übung am Fuße der Mandlwänd ausrücken ließ.
Besonders tragisch: Die Warnungen der Hüttenwirtin Therese Radacher, die Mandlwänd wegen der Lawinengefahr unbedingt zu meiden, schlug er in den Wind. Einem Zivilisten – und noch dazu einer Frau – wurde kein Glauben geschenkt.
Drei Lawinen verschütteten die 245 Soldaten. 78 konnten sich selbst befreien, 109 Männer konnten lebend ausgegraben werden. Dies ist wohl der Expertise der Bergknappen zu verdanken: Sie zogen kurzerhand mehrere Stollen durch den Lawinenkegel. 58 Soldaten starben. Die letzten Todesopfer wurden erst im Frühjahr gefunden.
„ Unser Ziel ist die Angelobung oben beim Unglücksort.“