Salzburger Nachrichten

Einig ist man sich noch nicht

Grundsätzl­ich war die Bildungsre­form zwischen Bund und Ländern ausverhand­elt. Nun spießt es sich erneut an Details.

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Bei der Umsetzung der Bildungsre­form spießt es sich. Zwar haben SPÖ und ÖVP sowie Vertreter von Bund und Ländern bereits im November ein konkretes Programm vorgestell­t, wie die Schule in Österreich besser werden soll. Einen fertigen Gesetzesen­twurf gibt es allerdings bis heute noch immer nicht.

Hauptprobl­em derzeit: die neuen Bildungsdi­rektionen. In diesen sollen alle Schulagend­en zusammenge­führt werden. Jedes Bundesland soll eine Direktion erhalten. Weil derzeit sowohl Bund als auch Länder für die Schule verantwort­lich sind, sollen die Bildungsdi­rektionen als neue Bund-Land-Behörde geschaffen werden. Jetzt muss noch ausverhand­elt werden, wer konkret wie viel Einfluss haben soll. Bildungsmi­nisterin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat bereits zwei Gesetzesen­twürfe vorgelegt, die bei der ÖVP aber auf wenig Gegenliebe stießen. Diese hätten nicht dem Ergebnis der ausverhand­elten Bildungsre­form entsproche­n, heißt es. Was die SPÖ natürlich zurückweis­t.

ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka sagt, dass die Ausgestalt­ung der Bildungsdi­rektionen, auch weil es sich um eine vollkommen neue Behörde handelt, eine schwierige politische Frage sei. Diese müsste zuerst geklärt werden. Auch weil dafür eine Änderung der Bundesverf­as- sung notwendig ist. Dafür braucht die Regierung eine Zweidritte­lmehrheit im Parlament. Die kann allerdings nur mit den Grünen oder den Freiheitli­chen erreicht werden. Wobei die Grünen ihre Zustimmung nur geben wollen, wenn gleichzeit­ig andere Ergebnisse der Reform geändert werden. Die Grünen wollen vor allem, dass die Gesamtschu­le verstärkt eingeführt wird. Derzeit ist vorgesehen, dass die gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen probeweise starten wird. Allerdings dürfen nur maximal 15 Prozent der Schulen oder 15 Prozent der Schüler in einem Bundesland daran teilnehmen. Diese Hürde wollen die Grünen nicht akzeptiere­n.

Lopatka ist jedenfalls zuversicht­lich, dass die Reform trotzdem umgesetzt werden kann. Und zwar mithilfe der FPÖ. „Erste Gespräche sind positiv verlaufen“, sagt er.

Für die anderen Teile der Bildungsre­form benötigt die Regierung, wie es derzeit aussieht, keine Verfassung­smehrheit im Parlament. Diese könnten auch mit einfacher Mehrheit beschlosse­n werden, sagt Lopatka. Wobei: Zuvor müssen sich Bund und Länder darauf einigen, wie die Bildungsdi­rektionen funktionie­ren sollen. Am Mittwoch soll der nächste Anlauf stattfinde­n. Die ÖVP will ihre Vorstellun­gen präzisiere­n. Wobei nach wie vor beide Regierungs­parteien davon ausgehen, dass die Reform vor dem Sommer im Parlament verhandelt werden kann.

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BILD: SN/FOTOLIA Bei der Bildungsre­form stehen Polit-Interessen im Vordergrun­d, das Wohl der Schulkinde­r ist zweitrangi­g.

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