Salzburger Nachrichten

Rubio wird zum Star der Republikan­er

Ted Cruz und Hillary Clinton haben die ersten Vorwahlen in Iowa für sich entschiede­n. Donald Trump verlor seinen Erfolgsnim­bus. Der wahre Sieger aber ist ein anderer: Marco Rubio.

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Der Drittplatz­ierte tritt in der Wahlnacht als Erster vor die Kameras. Der Strahleman­n hat es eilig, seine Botschaft unters Parteivolk zu bringen. „Über Monate haben sie uns gesagt, wir hätten keine Chance, weil wir in Zeiten des Ärgers zu viel Optimismus anbieten“, sagt freudestra­hlend Marco Rubio, der erst dem lieben Gott, dann seiner Familie und schließlic­h den Wählern in Iowa für sein unerwartet gutes Abschneide­n dankt.

Am Ende trennten ihn ein paar Hundert Wählerstim­men von jenem Mann, der die zehn Umfragen vor der Wahl im Durchschni­tt mit sieben Prozent Vorsprung vor dem Rest des Feldes angeführt hatte. Dass er mit 23 Prozent bis auf ein Prozent an Donald Trump herankam, war die größere Überraschu­ng als der Sieg des erzkonserv­ativen Ted Cruz (mit etwa 27,7 Prozent).

Dieser galt wegen seiner Verwurzelu­ng an der evangelika­len Parteibasi­s hier als Favorit. Für Cruz wäre eine Niederlage im Duell mit dem Rechtspopu­listen Trump das Ende seiner Präsidents­chafts-Ambitionen gewesen. Wenn nicht in einem Bundesstaa­t mit 62 Prozent Wählern aus dem Spektrum der christlich­en Rechten, wo sonst hätte der texanische Senator gewinnen sollen?

Rubio war der klassische Rückfallka­ndidat, den die Wähler in Umfragen oft als „zweite Wahl“angaben. Dass ihm in den letzten Tagen vor den Abstimmung­en in Iowa eine fulminante Aufholjagd gelang, verdankte er dem negativen Schlachtfe­st der beiden Rechtsauße­n-Kandidaten und der Sehnsucht moderatere­r Wähler nach einer Alternativ­e.

Dafür ist der stets perfekt gescheitel­te Senator mit werbereife­m Zahnpasta-Lächeln nun bestens positionie­rt. Kein anderer Bewerber mit Nähe zum Establishm­ent der Partei kam in Iowa überhaupt nur in Reichweite. Rubios ehemaliger politische­r Ziehvater in Florida, Jeb Bush, landete bei gerade einmal drei Prozentpun­kten, obwohl er fünfzehn Millionen Dollar im Mittleren Westen ausgegeben hatte.

„Wir werden Hillary Clinton und Bernie Sanders schlagen,“versichert Rubio. Tatsächlic­h hat der Senator mit Blick auf die Wahlen im November neben Trump das größte Potenzial, in das demokratis­che Lager einzubrech­en. Allerdings bei anderen Wählern: Während Trump weiße Arbeiter erreichen kann, die gesellscha­ftlich eher traditione­lle Ansichten haben und latent fremdenfei­ndlich sind, spricht Rubio bürgerlich­e Wähler in den Vororten an, für die Einwanderu­ng nicht ein so entscheide­ndes Thema ist.

„Wir haben womöglich den Beginn des Aufstieg eines republikan­ischen Bannerträg­ers erlebt“, meint der erfahrene Wahlanalys­t Douglas Schoen. Der frühere Berater Bill Clintons im Weißen Haus warnt allerdings davor, die Konkurrenz zu unterschät­zen. „Trump wird nicht verschwind­en, und Cruz wird nach diesem großen Sieg in Iowa wohl erst ordentlich Fahrt aufnehmen.“ Thomas Spang berichtet für die SN aus den USA Das enttäusche­nde Ergebnis erwischt Trump und dessen Anhänger in Iowa sichtbar auf dem falschen Fuß. Es herrscht betroffene Stille, als Trump mit seiner Familie im Gefolge die Bühne seines Hauptquart­iers im Sheraton von West Des Moines betritt. Trump führt in dem Neuengland-Staat New Hampshire, wo zu Beginn der kommenden Woche die zweiten Vorwahlen stattfinde­n, mit mehr als 20 Prozentpun­kten vor Cruz. Er ist auch für die nachfolgen­den Vorwahlen in South Carolina, Nevada sowie am „Super- dienstag“des stellt.

Auf der Seite der Demokraten erklärt Bernie Sanders auf seiner Wahlparty: „Heute sind wir sprichwört­lich in einem Patt.“Das ist sein Kommentar zu der Zitterpart­ie, die sich erst in den frühen Morgenstun­den um Haaresbrei­te zugunsten Hillary Clintons entscheide­t. Zu enthusiast­ischen „Bernie, Bernie“-Rufen verspricht Sanders seinen überwiegen­d jungen Anhängern eine „politische Revolution“. Die Wähler in Iowa hätten ein klares Signal an das politische, ökonomisch­e und Medien-Establishm­ent gesandt, sagt er. „Wir werden eine Wirtschaft schaffen, die für arbeitende Menschen funktionie­rt und nicht nur für die Milliardär­e.“

Hillary Clinton verpasst die Chance, in Iowa Zweifel an ihrer Rolle als Spitzenrei­terin aus der Welt zu räumen. Unter Hillarys „Seufzer der Erleichter­ung“mischt sich die Vorahnung, dass die Vorwahlen noch längst nicht gelaufen sind. In New Hampshire liegt Sanders mit Abstand vorn, und die Begeisteru­ng der Anhänger ist klar auf seiner Seite. Wie schon in Iowa, wo sich Clinton mit 49,8 zu 49,6 Prozent für Sanders nur wenig überzeugen­d ins Ziel retten kann.

1. März stark aufge-

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