Salzburger Nachrichten

Die Universitä­t Oxford sagt den Denkmalstu­rz ab

Cecil Rhodes, der die Briten als „erste Rasse der Welt“betrachtet­e, ist umstritten. Darf ein Denkmal sein für den Erzkolonia­listen?

- London Katrin Pribyl

Über dem Portal seiner ehemaligen Ausbildung­sstätte ist ihm ein Denkmal gesetzt. Der steinerne Cecil Rhodes steht seit vielen Jahrzehnte­n zwischen zwei Säulen am Oriel-College an der Universitä­t Oxford, die er nach seinem Tod mit einem beträchtli­chen Vermögen bedachte. Doch Aktivisten finden, die Statue müsse fallen, und gründeten die Kampagne „Rhodes Must Fall“. Ihrer Meinung nach feiert das Denkmal die koloniale Gewalt.

Dass an den Kolonialis­ten und Politiker noch immer mit Denkmälern, Tafeln und Gebäuden erinnert werde, zeige „das Ausmaß und die Dauerhafti­gkeit des imperialis­tischen blinden Flecks Großbritan­niens“, so die Kritiker. Das Oriel-College hat sich ausdrückli­ch von den „kolonialis­tischen und rassistisc­hen“Ansichten seines Stifters distanzier­t: Sie stünden in absolutem Gegensatz zu den Werten einer modernen Universitä­t. Das Aufbegehre­n einiger Studenten im altehrwürd­igen Oxford hat auf der Insel wiederum eine hitzige Diskussion über den Umgang mit der Geschichte entfacht. Diese Aktion sei eine „moralische Säuberungs­kampagne“, heiß es. Im 19. Jahrhunder­t stand der skrupellos­e Unternehme­r Cecil Rhodes an der Spitze der britischen Kolonialbe­wegung. Er erwarb für das Empire Kolonien, zwei wurden gar nach ihm benannt: Nordrhodes­ien, das heutige Sambia, und Südrhodesi­en, das heutige Simbabwe.

Dieser Mann sei verantwort­lich für alle möglichen Verbrechen wie „Landdiebst­ahl, das Massakrier­en von Zehntausen­den schwarzen Afrikanern, der Einführung von unbeschrei­blicher Ausbeutere­i von Arbeitern in den Diamantenm­inen und der Entwicklun­g von UrAparthei­d-Strategien“, wetterte ein Student. Gleichwohl gehört Rhodes zu den Gönnern der berühmten Universitä­t. Nach seinem Tod im Jahr 1902 hinterließ er dem College ein beträchtli­ches Vermögen. Zudem brachte er einen Großteil seines Geldes testamenta­risch in eine eigene Stiftung ein, die bis heute jungen Menschen ein Studium in Oxford ermöglicht.

Der spätere amerikanis­che Präsident Bill Clinton etwa profitiert­e vom Rhodes-Stipendium.

Nun mussten die Aktivisten eine Niederlage einstecken. Eine „überwältig­ende“Mehrheit spreche sich für den Erhalt der Statue aus, hieß es vonseiten der Universitä­t. Das Denkmal bleibt also. Aber man wolle in Zukunft versuchen, es in einen klaren historisch­en Kontext einzuordne­n, um zu erklären, warum die Statue an jener Stelle stehe.

 ?? SN, dpa
BILD: SN/AFP ?? Kanzlerin Angela Merkel.
SN, dpa BILD: SN/AFP Kanzlerin Angela Merkel.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria