Nach dem Betrug machen Aktionäre Druck
Beim Innviertler Luftfahrtzulieferer FACC fordern nun Aktionärsvertreter Aufklärung und personelle Konsequenzen. Der Aufsichtsrat ist alarmiert.
Rund zwei Wochen nachdem der Luftfahrtzulieferer FACC aus Ried im Innkreis den Schaden durch eine Cyberattacke bekannt gegeben hatte, wächst nun die Kritik in Aktionärskreisen. „Das schließt auch personelle Konsequenzen mit ein“, sagte Anlegervertreter Wilhelm Rasinger im „WirtschaftsBlatt“. Der Aufsichtsrat traf sich am Dienstagnachmittag zu einer Krisensitzung. Angeblich ging es auch um die Ablöse der aus China stammenden Finanzchefin Minfen Gu.
Rasinger kritisierte die Informationspolitik der Firma, die seit 2009 mehrheitlich der chinesische Xi’an Aircraft Industry gehört. „FACC agiert eher wie ein technikergeführ- tes KMU als ein börsenotiertes Unternehmen.“Sollte das Management keine Vorkehrungen gegen Cyberkriminalität getroffen haben, könnte der Fall sogar strafrechtlich relevant sein, betonte Rasinger. „Da fragt man sich schon, wie das Unternehmen im Finanzbereich aufgestellt ist und wo das Leck war.“
Friedrich Huemer, Vorstandschef des börsenotierten Autozulieferers Polytec und FACC-Aktionär, schließt sich der Forderung nach Aufklärung an: Es müsse neben der „offensichtlich großen kriminellen Energie von außen“auch intern zu Unregelmäßigkeiten oder grob fahrlässigem Verhalten gekommen sein. „Die Verantwortlichen sollten umgehend zurücktreten oder abbe- rufen werden“, fordert Huemer. Sollte es zu einer Klage der Aktionäre kommen, würde er sich ihr aus heutiger Sicht anschließen.
Laut FACC kam es in den vergangenen Monaten mehrfach zu Überweisungen in die Slowakei und nach China. Dabei sei die Finanzabteilung durch E-Mails hineingelegt worden, die als „CEO Fraud“oder „Business E-Mail Compromise“bekannt sind. Damit kam die Frage aufs Tapet, wie sich das Paradeunternehmen gegen derartige Angriffe schützt. Das FBI schätzte im August 2015, dass durch diese Betrugsmasche seit Oktober 2013 weltweit 1,2 Mrd. Dollar Schaden entstand. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall.