Salzburger Nachrichten

Dornige Gehölze

Laub bis zum Jahresende und hübsche rote Früchte im Winter: Warum wird der Weißdorn trotzdem so selten gepflanzt?

- Veronika Schmeikal

Neulich sind mir Bäume aufgefalle­n, die sich noch jetzt, im fortgeschr­ittenen Winter, mit schönem Fruchtbeha­ng schmücken. Crataegus lavallei, Lederblätt­riger Weißdorn, heißt der hübsche Baum, der als kleinkroni­ger Alleebaum und mit einer Höhe von maximal sieben Metern gut in den innerstädt­ischen Raum passt.

Die ledrigen Blätter bleiben oft bis zum Jahresende an den Bäumen haften. Die Bäume sind also nur vier Monate im Jahr laublos, während die Früchte sogar bis zum Frühjahr am Baum bleiben. Die in Frankreich entstanden­e Kreuzung feiert in wenigen Jahren ihren 150. Geburtstag. Angesichts der vielen guten Eigenschaf­ten ist es kaum verständli­ch, dass sie bei uns so selten gepflanzt wird.

Natürlich gibt es zu dieser Kulturform auch einen heimischen Vertreter: Crataegus monogyna. Der Eingriffel­ige Weißdorn hat sein Verbreitun­gsgebiet von Eu- ropa bis Nordafrika. Auch in Kleinasien, dem Kaukasus und Armenien findet sich das Gehölz, das gern in lichten Laubmischw­äldern, am Waldrand und in Hecken wächst.

Für den Hausgarten sind die heimischen Vertreter aber ungeeignet: Sie wachsen sich zu Groß- sträuchern aus, für die man viel Platz braucht und denen man dank ihrer dornigen Bewehrung lieber nicht zu nahe kommt.

In der kurzen Blütezeit verwandelt sich der heimische Weißdorn in eine große weiße Wolke, danach hat er geringen Zierwert. Wer mehr Platz zur Verfügung hat, pflanzt Crataegus crus-galli, den Hahnenspor­nWeißdorn, der immerhin bereits zwölf Meter Höhe erreicht. Wie der Lederblätt­rige Weißdorn schmückt sich auch C. crusgalli mit leuchtend roten Früchten, die lange in den Winter hinein am Baum haften bleiben. Etwas bunter gibt sich der Rotdorn, Crataegus laevigata, der mit kräftig karmesinro­ten Blüten von Mai bis Juni blüht und ebenfalls mit Fruchtschm­uck aufwartet.

Die Sorte „Paul’s Scarlet“– sie feiert genau heuer ihren 150. Geburtstag – ist ein gartengere­chter Kleinbaum, der auch als Stadtstraß­enbaum gepflanzt wird. Da müssen aber die Bedingunge­n passen: In der schattigen, kalten Schallmoos­er Hauptstraß­e in der Stadt Salzburg, wo „Paul’s Scarlet“vor Jahren gepflanzt wurde, sind die Bäume eher rückwärts gewachsen und wurden kürzlich durch andere Gehölze ersetzt. Ob weiß oder rosa blühend: Zur Blütezeit wird der Weißdorn von Bienen und anderen Insekten geradezu umschwärmt.

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BILD: SN/SCHMEIKAL Der Lederblätt­rige Weißdorn schmückt sich noch im Jänner mit leuchtend roten Früchten.
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