Dornige Gehölze
Laub bis zum Jahresende und hübsche rote Früchte im Winter: Warum wird der Weißdorn trotzdem so selten gepflanzt?
Neulich sind mir Bäume aufgefallen, die sich noch jetzt, im fortgeschrittenen Winter, mit schönem Fruchtbehang schmücken. Crataegus lavallei, Lederblättriger Weißdorn, heißt der hübsche Baum, der als kleinkroniger Alleebaum und mit einer Höhe von maximal sieben Metern gut in den innerstädtischen Raum passt.
Die ledrigen Blätter bleiben oft bis zum Jahresende an den Bäumen haften. Die Bäume sind also nur vier Monate im Jahr laublos, während die Früchte sogar bis zum Frühjahr am Baum bleiben. Die in Frankreich entstandene Kreuzung feiert in wenigen Jahren ihren 150. Geburtstag. Angesichts der vielen guten Eigenschaften ist es kaum verständlich, dass sie bei uns so selten gepflanzt wird.
Natürlich gibt es zu dieser Kulturform auch einen heimischen Vertreter: Crataegus monogyna. Der Eingriffelige Weißdorn hat sein Verbreitungsgebiet von Eu- ropa bis Nordafrika. Auch in Kleinasien, dem Kaukasus und Armenien findet sich das Gehölz, das gern in lichten Laubmischwäldern, am Waldrand und in Hecken wächst.
Für den Hausgarten sind die heimischen Vertreter aber ungeeignet: Sie wachsen sich zu Groß- sträuchern aus, für die man viel Platz braucht und denen man dank ihrer dornigen Bewehrung lieber nicht zu nahe kommt.
In der kurzen Blütezeit verwandelt sich der heimische Weißdorn in eine große weiße Wolke, danach hat er geringen Zierwert. Wer mehr Platz zur Verfügung hat, pflanzt Crataegus crus-galli, den HahnenspornWeißdorn, der immerhin bereits zwölf Meter Höhe erreicht. Wie der Lederblättrige Weißdorn schmückt sich auch C. crusgalli mit leuchtend roten Früchten, die lange in den Winter hinein am Baum haften bleiben. Etwas bunter gibt sich der Rotdorn, Crataegus laevigata, der mit kräftig karmesinroten Blüten von Mai bis Juni blüht und ebenfalls mit Fruchtschmuck aufwartet.
Die Sorte „Paul’s Scarlet“– sie feiert genau heuer ihren 150. Geburtstag – ist ein gartengerechter Kleinbaum, der auch als Stadtstraßenbaum gepflanzt wird. Da müssen aber die Bedingungen passen: In der schattigen, kalten Schallmooser Hauptstraße in der Stadt Salzburg, wo „Paul’s Scarlet“vor Jahren gepflanzt wurde, sind die Bäume eher rückwärts gewachsen und wurden kürzlich durch andere Gehölze ersetzt. Ob weiß oder rosa blühend: Zur Blütezeit wird der Weißdorn von Bienen und anderen Insekten geradezu umschwärmt.