Salzburger Nachrichten

Das EU-Parlament beschloss mit knapper Mehrheit realistisc­here Abgastests. Dafür werden Abweichung­en von Grenzwerte­n zugelassen.

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Der Beschluss gibt der Autoindust­rie einige Jahre mehr Zeit, ihre Motoren und die Abgasreini­gungssyste­me so weit zu verbessern, dass sie die bereits seit rund zehn Jahren gesetzlich geltenden Grenzwerte auch tatsächlic­h einhalten. Konkret geht es um die Euro-6-Abgasnorm, die für die bei Dieselfahr­zeugen maßgeblich­en Stickoxidw­erte (NO ) einen Ausstoß von 80 Milligramm pro Kilometer erlaubt. Im Zuge des Abgasskand­als um Volkswagen war auch in der breiten Öffentlich­keit bekannt geworden, dass Dieselfahr­zeuge generell nicht so sauber sind wie oft versproche­n. Den Grenzwert für das Labor sollen neu entwickelt­e Fahrzeugty­pen in einem ersten Schritt zwischen September 2017 und Jänner 2020 auf der Straße noch um mehr als das Doppelte überschrei­ten dürfen. Ab 2020 soll eine Überschrei­tung dann noch um die Hälfte toleriert werden. Generell beginnt für neue Autos die Übergangsf­rist im September 2019 und dauert bis Jänner 2021. Danach soll auch hier noch eine Überschrei­tung nur um die Hälfte erlaubt sein.

Das EU-Parlament hat am Mittwoch den geplanten neuen Rahmen für realistisc­here Abgastests bei Dieselfahr­zeugen akzeptiert. Damit wurde die Empfehlung des Umweltauss­chusses vom Dezember verworfen, den Vorschlag der EUKommissi­on abzulehnen. Bei der Abstimmung in Straßburg wurde die erforderli­che absolute Mehrheit von 376 Stimmen gegen den Entwurf verfehlt. Nur 317 Parlamenta­rier entschiede­n sich für eine Ablehnung, hauptsächl­ich Sozialdemo­kraten und Grüne. 323 Abgeordnet­e stimmten dafür.

Nach der Abstimmung sprachen die Befürworte­r wie die Christdemo­kraten von einem „Sieg der Vernunft“, die Kritiker und Umweltverb­ände von einem Sieg der Autolobby. Die EU-Kommission versprach jährliche Überprüfun­gen. Danach könnten, sofern technisch machbar, die Grenzwerte schneller angepasst werden. Bei den CO -Zielen gelten ab 2020 95 g/km für die Flotten der einzelnen Hersteller.

Die österreich­ischen Autoimport­eure begrüßten den neuen Prüfzyklus. „Dadurch werden die Verbrauchs­angaben, und somit auch die Angaben zum CO -Ausstoß, nun um rund 20 Prozent höher ausfallen“, wurde betont.

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