Salzburger Nachrichten

Alle wollen bessere Regeln

Die Vorarlberg­er Vereinbaru­ng zur besseren Integratio­n von Asylbewerb­ern stößt auch in anderen Bundesländ­ern auf reges Interesse.

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WIEN. Noch sind die Vorarlberg­er ziemlich allein. Allerdings: Ihr Vorstoß, dass Asylberech­tigte eine Integratio­nsvereinba­rung abschließe­n und – wenn sie diese nicht einhalten – mit empfindlic­hen Strafen rechnen müssen, wird auch in den anderen Bundesländ­ern mit Interesse verfolgt. Und Integratio­nsminister Sebastian Kurz (ÖVP) ist voll des Lobes. „In der Integratio­n müssen wir vom ersten Schritt des Angebots hin zu einem zweiten Schritt der Verbindlic­hkeit kommen. Das Erlernen der deutschen Sprache, die Bereitscha­ft, sich am Arbeitsmar­kt einzubring­en und die Werte zu respektier­en, sind entscheide­nde Bedingunge­n, damit Integratio­n funktionie­rt“, sagt Kurz.

Genau das machen die Vorarlberg­er. In der Integratio­nsvereinba­rung können Asylberech­tigte lesen, was von ihnen erwartet wird: Deutsch lernen und sich Kenntnisse über die Grundwerte der österreich­ischen Gesellscha­ft aneignen. Sie müssen auch die Bereitscha­ft zur Arbeit zeigen. Wer das nicht einhält, dem soll die Mindestsic­herung gekürzt werden. Bei schweren Straftaten soll der Betreffend­e des Landes verwiesen werden.

In Niederöste­rreich heißt es dazu, dass man sich die Vorgangswe­ise in Vorarlberg genau ansehe. Es sei auf jeden Fall in Ordnung, die Bemühungen um die Integratio­n zu verstärken. Eine eigene Integratio­nsvereinba­rung gebe es in Niederöste­rreich derzeit noch nicht, heißt es dazu aus dem Büro des zuständige­n Landesrate­s Maurice Androsch (SPÖ). Auch gegen die Kürzung der Mindestsic­herung, wenn die Asylberech­tigten nicht arbeiten wollen, sei nichts einzuwende­n. Dies sei bereits derzeit geltende Gesetzesla­ge.

In Salzburg

wiederum

arbeitet man bereits an einer Integratio­nsvereinba­rung. Eigene Sanktionen werden darin nicht zu finden sein, die derzeitige Gesetzesla­ge reiche aus, teilte Asyllandes­rätin Martina Berthold (Grüne) mit. Die Vereinbaru­ng, die allerdings anders heißen soll, werde gemeinsam mit Bürgern und Flüchtling­en erstellt. Derzeit würden die Vorschläge diskutiert.

In der Steiermark spricht man im Büro von Asyllandes­rätin Doris Kampus (SPÖ) davon, dass man Flüchtling­e „fördern und fordern“müsse. Eine eigene Integratio­nsvereinba­rung gebe es nicht. Man halte sie nicht für unbedingt notwendig. Sanktionen könne es ja nur geben, wenn es für die Flüchtling­e ein ausreichen­des Angebot an Deutschkur­sen gebe, die sie besuchen könnten. Dies sei aber nicht der Fall. Grundsätzl­ich habe der Großteil der Asylberech­tigten aber großes Interesse daran, Deutsch zu lernen und arbeiten zu können.

In Oberösterr­eich strebt LR Rudi Anschober (Grüne) eine bundesweit­e Vorgangswe­ise an. Mitte des Jahres will er einen Masterplan „Integratio­n“vorlegen.

Der Vorarlberg­er LH Markus Wallner (ÖVP) will aber nicht nur die Integratio­nsvereinba­rung umsetzen. Er plädiert auch dafür, dass es für Flüchtling­e eine generell geringere Unterstütz­ung geben soll als die Mindestsic­herung. „Ich bin dafür, dass wir offen diskutiere­n, ob wir nicht zwischen Grundverso­rgung und Mindestsic­herung ein System bauen müssen“, sagt er. Damit zeigte sich der Vorarlberg­er ÖVP-Chef auch aufgeschlo­ssen gegenüber einer Regelung, wie sie die oö. Landesregi­erung erst kürzlich angedacht hat. Diese will die Mindestsic­herung für Asylberech­tigte kürzen.

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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY Wo ein Wille, da ein (Kreuz-)Weg . . .
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BILD: SN/FREDRIK VON ERICHSEN / DPA / PIC Deutsch zu lernen ist für Flüchtling­e einer der wichtigste­n Schritte für eine gelungene Integratio­n.

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