Salzburger Nachrichten

Vom World Wide Web im Stich gelassen

Die Abhängigke­it vom Internet auf dem Handy merkt man oft erst im Ausland. Wenn es zu spät ist.

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SALZBURG.COM

Was man nicht im Kopf hat, das muss man in den Beinen haben. Wie oft hab ich mich mit diesem Spruch selbst gescholten, wenn ich Unterlagen, Schlüssel oder Mobiltelef­on vergessen habe. Doch zugegeben, seit mein Handy zum Smartphone wurde und ich damit Termine, Unterlagen, Kontakte, Tickets, Straßen- und digitalisi­erte Plastikkar­ten kompakt in einem Gerät bei mir habe, hat sich das Vergessen deutlich gebessert. Ich bin begeistert.

Zumindest war ich es, bis zu dem einen Tag, an dem ich in München strandete. Der Aufbruch ins Nachbarlan­d war spontan, das Gebot, den Reisepass mitzunehme­n, hatte ich beachtet, nicht aber den Umstand, dass ein Smartphone, um wirklich smart zu sein, nahezu immer Internet-Kontakt braucht.

Die erste Informatio­nspanne ereilte mich schon auf der Autobahn. Das Navi im Auto wollte die genaue Zieladress­e. Sie war in einem E-Mail, doch das wollte erst vom Server abgerufen werden. Pech, ich hatte kein Roaming-Paket am Handy und wollte mich nicht in Unkosten stürzen.

Intuition führte mich schließlic­h zum Ziel. Doch dort war niemand anzutreffe­n, neue Adresse unbekannt. Wen fragen? Ein freies WLAN war genauso wenig in der Nähe wie auskunftsf­reudige Passanten.

Im Fall eines dringenden Informatio­nsbedürfni­sses gibt es aber einen Ausweg: Viele Cafés, Bars und FastFood-Ketten locken mit Gratis-WLAN neue Kunden. Ich war willig, einer dieser Kunden zu werden. Doch die Cafés in der Nähe hatten diese Art des Marketings nicht nötig. Sie waren auch so gut besucht.

Die Filiale einer Fast-Food-Kette war meine Hoffnung. Gesnackt, gegoogelt, wieder kein Internet, schließlic­h gefragt, was mit dem Internet sei, warum es nicht funktionie­re. Er wisse es auch nicht, sagte der Mann hinter der Theke, es funktionie­re seit Tagen nicht, irgendwann werde jemand kommen und es reparieren, er könne das nicht, schließlic­h sei er Systemgast­ronom und kein Systemtech­niker. Ich war doppelt angespeist.

Im Flugzeug kann man mittlerwei­le grenzübers­chreitend surfen, in Zügen auch. Nur auf der ebenen Erde müssen wir uns noch gedulden, bis am 15. Juni 2017 in der EU Roaming endgültig Geschichte sein wird. Dann hat man, wie zu Hause, auch im Ausland immer freien Internetzu­gang über das Mobilfunkn­etz. Bis dahin werden wir noch viele leere Kilometer machen. Auf der Suche nach Stadtpläne­n oder nach einem freien WLAN. Und das habe ich in München auch noch gefunden, in einem riesigen Warenhaus. Warum man es dort anbietet, habe ich allerdings nicht verstanden. Um neue Kunden anzulocken, sicher nicht. Denn das Erste, was ich dort zum Spaß gemacht habe, war, die Preise mit denen auf Amazon zu vergleiche­n. Vielleicht ist das Unternehme­n deshalb seit Jahren in den roten Zahlen?

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