Der unsinnige Notenstress
Schon in den dritten Klassen der Volksschulen geht es los, das große Zittern: Sind die Zeugnisnoten auch gut genug für den Sprung ins Gymnasium? Was, wenn zu viele Zweier drinstehen oder gar ein Dreier?
Viele Eltern wollen mit allen Mitteln durchsetzen, dass der Sohn oder die Tochter in ein Gymnasium gehen kann. Vor allem in den Städten ist der Druck groß – dort, wo die Hauptschulen und Neuen Mittelschulen von vielen nur noch als „Restschulen“wahrgenommen werden.
So schicken übereifrige Eltern schon Neunjährige zur Nachhilfe. Und sie machen Druck bei den Volksschullehrer/-innen, die angehalten sind, nur noch Einser herzuschenken. Wenn es sein muss, nimmt der Herr Papa auch gleich noch einen Anwalt mit zur Notenbesprechung in die Schule.
Dabei ist das Drängen auf einen Platz im Gymnasium nicht zwingend das Beste für das Kind. Auch wenn nach der Neuen Mittelschule nicht mehr alle Wege in alle Schultypen offenstehen – der Weg zur Matura ist in jedem Fall frei. Dazu kommt: Es sind längst nicht alle Volksschulabgänger geeignet für das Gymnasium. Scheitern sie dort, müssen sie als AHS-Abbrecher erst recht an eine Neue Mittelschule wechseln – mit dem Makel, als „AHS-Versager“abgestempelt zu werden.
Viele Eltern könnten getrost etwas entspannter an das Thema Schulwahl herangehen – zum Wohl des Kindes, das vielleicht in einer Schule, die Lehre mit Matura verbindet, besser aufgehoben ist.
Es gilt aber auch das System der Notenvergabe zu hinterfragen. Weil bei den Jüngsten schlechtere Noten oft zu Enttäuschungen führen, haben viele Volksschulen alternative Benotungssysteme eingeführt. Das Problem: In der vierten Klasse reicht das nicht – dort ist die Ziffernbenotung Pflicht. Und diese Momentaufnahme entscheidet dann über die Frage – Gymnasium ja oder nein. Solange das so bleibt, wird sich an der Notenpanik an den Volksschulen nichts ändern.