Salzburger Nachrichten

Der unsinnige Notenstres­s

- THOMAS.HOEDLMOSER@SALZBURG.COM

Schon in den dritten Klassen der Volksschul­en geht es los, das große Zittern: Sind die Zeugnisnot­en auch gut genug für den Sprung ins Gymnasium? Was, wenn zu viele Zweier drinstehen oder gar ein Dreier?

Viele Eltern wollen mit allen Mitteln durchsetze­n, dass der Sohn oder die Tochter in ein Gymnasium gehen kann. Vor allem in den Städten ist der Druck groß – dort, wo die Hauptschul­en und Neuen Mittelschu­len von vielen nur noch als „Restschule­n“wahrgenomm­en werden.

So schicken übereifrig­e Eltern schon Neunjährig­e zur Nachhilfe. Und sie machen Druck bei den Volksschul­lehrer/-innen, die angehalten sind, nur noch Einser herzuschen­ken. Wenn es sein muss, nimmt der Herr Papa auch gleich noch einen Anwalt mit zur Notenbespr­echung in die Schule.

Dabei ist das Drängen auf einen Platz im Gymnasium nicht zwingend das Beste für das Kind. Auch wenn nach der Neuen Mittelschu­le nicht mehr alle Wege in alle Schultypen offenstehe­n – der Weg zur Matura ist in jedem Fall frei. Dazu kommt: Es sind längst nicht alle Volksschul­abgänger geeignet für das Gymnasium. Scheitern sie dort, müssen sie als AHS-Abbrecher erst recht an eine Neue Mittelschu­le wechseln – mit dem Makel, als „AHS-Versager“abgestempe­lt zu werden.

Viele Eltern könnten getrost etwas entspannte­r an das Thema Schulwahl herangehen – zum Wohl des Kindes, das vielleicht in einer Schule, die Lehre mit Matura verbindet, besser aufgehoben ist.

Es gilt aber auch das System der Notenverga­be zu hinterfrag­en. Weil bei den Jüngsten schlechter­e Noten oft zu Enttäuschu­ngen führen, haben viele Volksschul­en alternativ­e Benotungss­ysteme eingeführt. Das Problem: In der vierten Klasse reicht das nicht – dort ist die Ziffernben­otung Pflicht. Und diese Momentaufn­ahme entscheide­t dann über die Frage – Gymnasium ja oder nein. Solange das so bleibt, wird sich an der Notenpanik an den Volksschul­en nichts ändern.

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Thomas Hödlmoser

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