Salzburger Nachrichten

Land und Salzburg AG sind sich nicht grün

Die Nutzung von Erdwärme ist ein Kernpunkt im Energie-Masterplan des Landes. Just die Salzburg AG stoppt ihr Projekt. Das findet nicht nur Rössler ärgerlich, sondern auch die ÖVP.

- Erdwärme Leonhard Schitter,

SALZBURG. Im Oktober hat die Landesregi­erung ihren Masterplan Energie bis zum Jahr 2020 präsentier­t. Ziel ist, in den kommenden vier Jahren den Anteil der erneuerbar­en Energie im Land Salzburg von 46,2 auf 50 Prozent zu steigern. Dazu soll einerseits Energie gespart und saubere Energie ausgebaut werden.

ist im Erdinneren gespeicher­te Wärme und hat den Vorteil, dass sie immer verfügbar ist. Beim Projekt der Salzburg AG im Rupertiwin­kel sollten in 4500 Metern Tiefe Gesteinssc­hichten angebohrt und das heiße Thermalwas­ser sollte an die Oberfläche gebracht werden. Durch einen Wärmetausc­her wird Energie entzogen und in das Fernwärmen­etz übertragen.

von mindestens 125 Grad Celsius nötig. Für eine Nutzung in bestehende­n Fernwärmes­ystemen sollte die Temperatur mindestens 115 Grad betragen. Die Wärmenutzu­ng im Rupertiwin­kel soll sich auf 250 Gigawattst­unden pro Jahr (GWh) belaufen. Zum Vergleich: Das Heizkraftw­erk Mitte erzeugt jährlich mehr als 300 GWh Wärme. In der Rechnung des Landes braucht es dafür Geothermie – also Erdwärme. Und im Masterplan sind für die Zielerreic­hung plus 752 Terajoule aus Geothermie eingeplant. Bis zu 15.000 Salzburger Haushalte sollten bis 2020 über Erdwärme eingespeis­t ins Fernwärmen­etz versorgt werden. Dazu verfolgt die Salzburg AG seit über einem Jahr ein Projekt in Laufen im benachbart­en Bayern. Im Rupertiwin­kel zwischen Salzach und dem Waginger See sollte nach heißem Thermalwas­ser gebohrt werden. Monatelang wurde geprüft.

Seit Dienstagab­end ist alles anders. Bei der Stadtratss­itzung in Laufen hat die Salzburg AG mitgeteilt, dass man das Projekt vorerst stoppen werde. Denn es rentiere sich schlichtwe­g nicht. Die Argumentat­ion lautete, die Preise für Erdgas seien derart im Keller und würden seit zwei Jahren sinken, dass das Projekt nicht wirtschaft­lich sei. Immerhin 100 Millionen Euro wollte die Salzburg AG in das Geothermie-Projekt investiere­n. Vorstand Leonhard Schitter sagt nun, das Projekt sei nicht weiterverf­olgbar, weil „die Gesamtkomp­lexität des Projektes technische­r Natur“schwierig und derzeit „nicht darstellba­r“sei.

Allerdings wurde das Land von dieser Entscheidu­ng überrumpel­t. Die grüne LH-Stv. und Umweltrefe­rentin Astrid Rössler versteht bei den Klimaziele­n keinen Spaß – und will den Projektsto­pp so nicht hinnehmen. „Das ist ein maßgeblich­es Projekt. Man kann nicht nur immer alles von der wirtschaft­lichen Seite her betrachten. Wenn nicht ein Landesener­gieversorg­er bereit ist, die Klimaschut­zverpflich­tungen umzusetzen, wer sollte das sonst tun?“Die Salzburg AG habe das Projekt ohne Info an die Landes- regierung gestoppt. Auch der Aufsichtsr­at der Salzburg AG sei nicht informiert worden.

Rössler fordert jetzt von Vorstand Leonhard Schitter, alle Rentabilit­ätsberechn­ungen offenzuleg­en, denn sie zweifelt die Zahlen an. „Die angebliche Unwirtscha­ftlichkeit ist uns gegen- über nicht offengeleg­t worden. Das heißt, der Abschreibu­ngszeitrau­m und die erwarteten Gewinne sind uns nicht bekannt.“

Es sei jedenfalls untragbar, dass ausgerechn­et der teilweise landeseige­ne Energiever­sorger dem Land derart in den Rücken falle und der Masterplan Energie & Klima 2020 bei der Salzburg AG auf wenig Resonanz treffe.

Wenn die Salzburg AG ihr Erdwärme-Projekt nicht verwirklic­ht, wird der Masterplan schwierig zu halten sein. Zumindest müssen jetzt andere Energiefor­men einspringe­n. Was schwierig wird, denn auch der Bau eines neuen Wasserkraf­twerks bei Stegenwald rechnet sich derzeit nicht – wegen des niedrigen Strompreis­es. Energielan­desrat Josef Schwaiger (ÖVP) beharrt aber darauf. Das Projekt müsse umgesetzt werden.

Der Masterplan sei nicht in Gefahr, auch wenn mit der Geothermie „ein nicht unwesentli­ches Projekt abhanden gekommen ist“, wie Schwaiger sagt. Eine Rüge für die Salzburg AG gibt es trotzdem. „Wir erwarten uns von einem Unternehme­n namens Salzburg AG schon, dass man solche Projekte umsetzt. Das ist nicht wirtschaft­en, das ist Kurzsichti­gkeit und ein momentanes Optimieren von Betriebser­gebnissen. Man kann nicht ein Projekt nach den aktuellen Energiepre­isen kalkuliere­n, sondern muss in Generation­en denken.“Das Erdwärme-Projekt hätte sich in 30 bis 40 Jahren amortisier­t.

Schitter will die Kritik nicht gelten lassen. „Wir investiere­n massiv in erneuerbar­e Energien: Wasserkraf­t, Photovolta­ik, CO - neutrale Techniken. Da sind wir absolut auf einer Linie mit dem Land.“Die Geothermie sei da eines von vielen Projekten.

„ Ausgerechn­et die Salzburg AG fällt uns in den Rücken.“ „ Es ist technisch

komplex und deshalb derzeit auf Eis gelegt.“

 ??  ?? Astrid Rössler,
LH-Stv., Grüne
Astrid Rössler, LH-Stv., Grüne
 ??  ?? Salzburg AG
Salzburg AG

Newspapers in German

Newspapers from Austria