Salzburger Nachrichten

Lust auf eine Pop-Academy

Liverpool. Birmingham. Los Angeles. Das sind Städte, die stark mit Popmusik verknüpft sind. Reimen sich Pop und Popmusik aber auch mit dem kleinen Seekirchen?

- Leo Fellinger, Kulturakti­vist WWW.KUNSTBOX.AT

Er muss wieder einmal hervorgeho­lt werden, dieser legendäre Satz. „Wer Musikschul­en schließt, gefährdet die innere Sicherheit.“Das sagte Deutschlan­ds Ex-Innenminis­ter Otto Schily 2002 bei der Frankfurte­r Musikmesse. Schilys Botschaft wurde jetzt in Seekirchen aufgegriff­en.

Leo Fellinger vom Kulturvere­in Kunstbox: „Musikhören ist die liebste Freizeitbe­schäftigun­g der 12- bis 25-Jährigen, das belegen zahlreiche Studien. Überall tragen sie Musik mit sich herum, die Kopfhörerk­nöpfe im Ohr und den Player in der Jackentasc­he. Doch merkwürdig: In der Schule ist Musik kein Lieblingsf­ach. Weit hinten rangiert es in der Wertschätz­ung der Schüler. Sie droht aus dem Bildungsbe­wusstsein unserer Gesellscha­ft schwinden.“

Grund genug, um über die Gründung einer „Vocal Pop Academy“nachzudenk­en. Vielleicht hilft zum Einstieg dieses Bild im Kopf: Stellen Sie sich eine Kirche vor. Ein Chor der schwarzen Ge-

zu

ver- meinde singt mit äußerster Hingabe Gospels. So intensiv, dass die Begeisteru­ng alle mitreißt und Gänsehaut garantiert ist.

Dieses Bild lässt sich auf Seekirchen übertragen. Richard Griesfelde­r leitete hier mehrfach Gospel-Workshops für Kinder und Erwachsene. Lokale Teilneh- mer und Zuhörer waren am Ende jeweils völlig „hin und weg“.

Griesfelde­r, Bandleader und eine Art Musikcoach, legte nun das Konzept für eine „Vocal Pop Academy“vor. Sie besteht aus fünf Bausteinen. Umfasst Kinder ab acht Jahren bis ins Alter 18 plus. „Es wäre eine umfassende, ganzheitli­che Möglichkei­t, junge Menschen mit Talent zu fördern, im Bereich des Popgesangs weiterzuen­twickeln und sie gezielt auf ein einschlägi­ges Studium vorzuberei­ten.“In Österreich gebe es nichts Vergleichb­ares.

Griesfelde­r: „Zurzeit versuchen wir für diese Idee Fördergeld­er und Sponsoren zu gewinnen. Sie dürfen uns die Daumen halten.“Wesentlich im Konzept: „Songwritin­g, Klavierspi­elen, sich in einem Ensemble bewegen lernen und vor allem die Förderung der Persönlich­keitsentwi­ck- lung.“Die Begeisteru­ng der Jungen für Musik solle in konkrete Bahnen gelenkt werden.

„Wobei wir Pop nicht als engen Begriff auslegen. Es ist Platz von der Volksmusik bis zum Jazz.“

Am Ende des dritten Moduls sollen die Kids fit für die Aufnahmepr­üfung an einer Musikhochs­chule sein. Eine Konkurrenz­stellung zum Musikum sei nicht gegeben. Dort erfolge die Ausbildung primär im instrument­alen Bereich. 50 Talente sollten am Beginn mit einer offenen Grenze nach oben Platz haben. Lehrer gebe es genug. In der fortgeschr­ittenen Phase würden die Übungseinh­eiten jeweils an Nachmittag­en bis zu neun Stunden pro Woche betragen. Bleibt die Frage offen: Kommt die nächste Adele aus Seekirchen?

„ Alle hören ständig Musik. Warum ist sie dann in der Schule kein Lieblingsf­ach?“

Infos:

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BILD: SN/HEINZ BAYER Sie üben schon ein bisserl: Leo und Verena Fellinger mit Richard Griesfelde­r.

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