Wachstum und Lebensqualität sind keine Gegner
Es ist nicht egal, wie Wachstum zustande kommt. Welche Faktoren dabei eine wichtige Rolle spielen.
Spätestens seit Beginn der leider noch nicht überwundenen Finanzund Wirtschaftskrise nimmt auch in der österreichischen Bevölkerung und in den Medien eine latente Kritik am wirtschaftlichen Wachstum zu.
Vielfach fehlt jedoch in diesem wachstumskritischen Diskurs die nötige Differenzierung. So wird meist zu wenig beachtet, dass die ökonomischen Rahmenbedingungen eines Landes und der Lebensstandard der einzelnen Bürgerinnen und Bürger die wichtigsten Grundlagen für die Gestaltung unserer Lebensqualität darstellen.
Wenn die Erträge aus Produktion und Dienstleistung im langjährigen Durchschnitt nicht wenigstens moderat steigen, führt dies bereits in kurzfristiger Zukunft zum Abbau von Arbeitsplätzen und zu vermehrter Arbeitslosigkeit sowie zur Verringerung der Kaufkraft. Außerdem gibt es negative Konsequenzen für die Qualität des Bildungssystems, für die zukunftsfördernde Forschung, für ein sozial ausgewogenes Gesundheitssystem, für Zukunftsinvestitionen in Wohnen und Infrastruktur, für das Sozial- und Pensionssystem, für die öffentliche Sicherheit sowie letztlich auch für die nachhaltige Finanzierung des Klima-, Natur- und Umweltschutzes.
Freilich ist es nicht egal, wie das für unsere Lebensqualität relevante Wachstum zustande kommt. Es geht also um qualitatives Wachstum, das unter humanen Arbeits- bedingungen, möglichst umweltschonend und mit möglichst geringem Verbrauch der natürlichen Energieressourcen erzielt werden soll. Unter diesen zukunftsweisenden Bedingungen sind Wirtschaftswachstum und Lebensqualität keine Gegner.
In diesem Sinne müsste sich aber auch die Finanzwirtschaft zukünftig um die realwirtschaftliche Produktion und Dienstleistung wieder deutlich stärker kümmern als um den schnellen Gewinn durch ausgeklügelte Finanzprodukte ohne Bezug zur wirklichen Wirtschaft.