Shakespeare in der Musik
Auch 2016 steht italienische Oper auf dem Programm der Osterfestspiele Salzburg: „Otello“von Giuseppe Verdi. Die Konzerte widmen ebenfalls einen Schwerpunkt jenem Dichter, auf dessen Drama Verdis Oper basiert: William Shakespeare.
Zum 400. Mal jährt sich heuer der Tod William Shakespeares, eines der bedeutendsten Autoren aller Zeiten. Sein Werk beeinflusste nicht nur die Weltliteratur, sondern auch andere Künste, insbesondere die Musik. Zahlreiche Komponisten ließen sich von seinen Stücken und den darin agierenden Figuren inspirieren. Entsprechend bietet neben „Otello“auch das Konzertprogramm der Osterfestspiele Salzburg 2016 einen Überblick über Shakespeares Wirkungsgeschichte im Laufe der Jahrhunderte – bis zur Gegenwart.
„Otello“steht also im Zentrum der diesjährigen Osterfestspiele, dirigiert von Christian Thielemann, ihrem Künstlerischen Leiter. Mit Spannung erwartet wird die Neuproduktion auch deshalb, weil sie von einem Leading Team auf die Bühne gebracht wird, das sich bereits mit einigen gemeinsamen hochästhetischen Produktionen einen Namen gemacht hat: Der renommierte Regisseur Vincent Boussard zeichnet für die Inszenierung verantwortlich und der Bühnenbildner Vincent Lemaire für das Szenenbild.
Einen weltbekannten Namen trägt der Kostümbildner: Christian Lacroix ist nicht nur ein gefragter Modeschöpfer, sondern hat sich seit einigen Jahrzehnten auch als Kostümdesigner für die Bühne etabliert.
Krankheitsbedingte Absagen der ursprünglich vorgesehenen Interpreten erforderten Neubesetzungen der beiden männlichen Hauptfiguren durch erstrangige Sänger: José Cura, einer der meistgefragten Tenöre, hat die Titelpartie übernommen. Der unlängst in Wien als Rigoletto gefeierte, aus Spanien stammende Bariton Carlos Álvarez wird als Iago zu erleben sein und die international erfolgreiche Sopranistin Dorothea Röschmann verkörpert die Desdemona. In den weiteren Rollen: Benjamin Bernheim als Cassio, Christa Mayer als Emilia, Georg Zeppenfeld als Lodovico, Bror Magnus Tødenes als Rodrigo, Csaba Szegedi als Montano und Gordon Bintner als Araldo
„,Otello‘ erzählt die Geschichte des Falls einer alten Welt und das Erreichen einer modernen“, schildert Regisseur Vincent Boussard die Bedeutung der Oper, die er erstmals erarbeitet hat. War die „alte Welt“noch „entweder gut oder schlecht, schwarz oder weiß, Gott oder das Böse“, so geht diese Ordnung der Dinge mit der Hauptfigur unter: „Sie bricht plötzlich vor der sich erhebenden modernen Welt zusammen und entdeckt dabei Subjektivität und Interpretationsspielraum. Die moderne Welt konkurriert mit Gott, leugnet seine Macht, stellt den Menschen in die zentrale Position von allem und bietet ihm Vollmacht als ,neuer, moderner‘ Protagonist.“Es erhebt sich die Frage, wie man sich die Bühne vorstellen muss, auf der er dem Publikum seine Interpretation der Geschichte nahebringen wird: abstrakt, zeitlos, modern? Vincent Boussard: „Statt ,zeitlos‘ würde ich sagen, es geht mir um eine spezifische Zeit für das Stück, einen offenen und poetischen Kontext. Er besteht aus einer Kombination von Elementen des 19. Jahrhunderts in Verbindung mit Fantasien aus frühen venezianischen Zeiten sowie der Gegenwart.“Für ihn sei die Moderne als Konzept kein Thema, und er habe es eher auf die Gleichzeitigkeit von Handlung, Emotion und Wahrnehmung der Situation abgesehen. „Mein Ziel ist es, Elemente verschiedener Epochen zu kombinieren, ohne dabei auf die Spezifität und die Gesamtheit des Stücks zu verzichten; einen Kontext herzustellen, der aus verschiedenen Elementen der Zeit besteht.“
Christian Lacroix kreierte entsprechend seine Kostüme aus unterschiedlichen Stil- epochen und Materialien. „Wir haben viele Arten von edlen Stoffen dabei. Wir kombinieren alte Opernkostüme und Uniformen mit hochwertigem Taft, Samt und Satin, etwas Silber und Gold-Lamé, einige werden mit Neopren umsäumt, um grafische Konturen zu erzielen, dazu moderne Drapierungen, für eindrucksvolle Silhouetten“, erläutert der weltbekannte Kostümbildner. Dass sich sein Arbeitsschwerpunkt in den vergangenen Jahrzehnten von der Mode eher wegund dafür verstärkt zur Bühne hingewandt hat, überrascht wenig, wenn man der Erzählung seines Werdegangs lauscht: „Ich war als Kind von jeder Art von Darbietung fasziniert, von allem, was mir das Gefühl einer Flucht aus dem täglichen Leben und der Wirklichkeit ermöglichte; von allem, was mich in Fantasiewelten und andere Epochen führte: armselige Straßentheater im Süden Frankreichs, Opernfestspiele im Sommer, Filme etc., jede Art von ,Show‘, auch Fernsehen. Und ich habe immer eine Menge Skizzen angefertigt, Hunderte von Blocks voll, seitdem ich fünf Jahre alt war, bis heute, vor allem Kostüme, weit mehr als Mode. Damit eröffnete ich mir gleichsam eine andere Möglichkeit, als Kostümbildner zu arbeiten, mehr denn als Couturier, zumal auch die 1980erJahre eine Ära opernhafter, theatralischer Kleider waren.“
Ein Blick in die Kostümabteilung der Salzburger Festspiele zeigt: Christian Lacroix’ Kostüme für „Otello“zeichnen sich durch große Eleganz aus und vereinen fantastische Kombinationen aus Farben, Stoffen und Ornamenten. Auch raffinierte Details werden Opernbesucher aus nächster Nähe zu Gesicht bekommen, denn: Fotos der Kostüme werden die Publikationen der Osterfestspiele Salzburg in diesem Jahr bebildern.