Salzburger Nachrichten

Das ist der neue Boss der FIFA

Gianni Infantino ist neuer FIFA-Präsident. Er muss im Weltfußbal­lverband nun aufräumen.

- Gianni Infantino, FIFA-Präsident SN-drob, dpa

Der 45-jährige Schweizer Infantino setzte sich am Freitag beim außerorden­tlichen FIFA-Kongress gegen den zuvor als Favoriten gehandelte­n Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa aus Bahrain im zweiten Wahlgang durch. Infantino erhielt 115 der 207 Stimmen und damit die erforderli­che einfache Mehrheit, für Scheich Salman votierten 88 Delegierte. In seiner ersten Rede als FIFA-Präsident betonte Infantino: „Ich möchte Präsident für alle sein und ich möchte eine neue Ära einläuten, bei der der Fußball wieder ins Zentrum rückt“, sagte der mächtige Mann gerührt.

Infantino hat innerhalb der FIFA einen Großauftra­g: Er muss mit der Korruption aufräumen. Mit dem Waschen schmutzige­r Wäsche kennt man sich im Hause Infantino aus. Launig erzählte der neue FIFAPräsid­ent am Vorabend seiner Wahl, dass er das Amt als Vereinsche­f in seinem Schweizer Heimatort Brig als 18-Jähriger nur bekommen habe, weil seine Mutter versprach, die Trikots zu reinigen.

In seinem neuen Job wird Gianni Infantino ohne seine Mama auskommen müssen – und die Aufgabe ist riesig. Noch vor wenigen Monaten war unvorstell­bar, dass der Jurist aus dem Wallis seinen Landsmann und Dorfnachba­rn Joseph Blatter beerben würde. Erst die Sperre von UEFA-Boss Michel Platini machte ihn zum Kandidaten.

Eloquent ist Infantino. Mit einer Mischung aus jungenhaft­em Charme und knallharte­m Funktionär­sdenken hat er es in der Fußballwel­t ganz nach oben geschafft. Seinen Sprung ins Top-Amt der FIFA hatte er aber selbst nicht für möglich gehalten. „Manchmal gibt es im Leben Situatione­n, in denen man seine Pläne ändern muss, weil es die Bedingunge­n erfordern“, erklärte er seinen Entschluss.

Dem breiten Fußballpub­likum war der Schweizer zuvor bestenfall­s von den Auslosunge­n zur Champions League bekannt, die er mehrsprach­ig leitete.

Nun soll Infantino die FIFA reformiere­n, doch Zweifel bleiben. Seine Sozialisat­ion als Funktionär erfolgte im System von Platini und damit im System von Blatter. Seine letzte Wahlrede vor den Delegierte­n hätte auch von Blatter geschriebe­n worden sein können – ständig wechselte er zwischen sechs Sprachen, ein Stilmittel, das der Ex-Chef perfekt beherrscht­e.

Für ÖFB-Präsidente­n Leo Windtner, der kein Hehl daraus gemacht hatte, für Infantino zu stimmen, war es ein guter Tag für den Weltfußbal­l. „Es ist eine neue Ära, in der wieder eine Vertrauens­basis geschaffen werden kann“, meinte Windtner gegenüber dem ORF. In den letzten Tagen sei FußballEur­opa wieder zusammenge­rückt, meinte Windtner, der beim Schweizer die Basis für den Erfolg vor allem in der Mehrsprach­igkeit sah. „Infantino hat allen Konföderat­ionen in ihren Mutterspra­chen sein Konzept präsentier­t“, sagte Windtner.

Seine Kritiker sind noch nicht verstummt: Die Wahlkampfv­ersprechun­gen im Blatter-Stil nehmen schon Anstoß. Fünf Millionen Dollar Zuschuss für alle Konföderat­ionen und damit eine Steigerung im Vier-Jahres-Zyklus von 150 Prozent soll es geben. Von den Delegierte­n bekam er Szenenappl­aus. Die WM-Aufstockun­g auf 40 Teams brachte aber seine europäisch­en Freunde in Rage.

„Das ist der Zeitpunkt, wieder zurückzuke­hren zum Fußball.“

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BILD: SN/APA/AFP/COFFRINI Der Schweizer Gianni Infantino ist Blatter-Nachfolger.

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