Die Eisprinzessin residiert im Exil
Trotz fehlender Bahn in Österreich gehört Eisschnellläuferin Vanessa Bittner zur Weltspitze.
INZELL. Emese Hunyady feiert in wenigen Tagen ihren 50. Geburtstag. Aus sportlicher Sicht könnte es für die Eisschnelllauf-Olympiasiegerin von 1994 kein schöneres Geschenk geben als eine würdige Nachfolgerin. Vanessa Bittner darf bei der Sprint-WM in Seoul ab heute, Samstag, mit einem Spitzenplatz rechnen.
Die Rekordzeiten von Hunyady hat die Tirolerin bereits unterboten: „Das macht einen schon stolz.“Hunyady ließ ihre große Karriere gerade auslaufen, als Vanessa als Fünfjährige, vom Opa zum Eislaufen mitgenommen, ihre ersten Runden drehte. Verglichen wird die 20-jährige heute aber bereits mit ganz anderen Kalibern. Kaum eine spätere Weltklasseläuferin war diesem Alter schon so schnell.
Dabei ist Bittner nach geschaffter Matura erst seit dieser Saison Vollzeitathletin. Die gewonnene Zeit im Training nutzte sie vor allem für Verbesserungen beim Start: „Da ha-
in be ich allein eine halbe Sekunde für die ersten hundert Meter herausgeholt.“So gelangen der Sprintspezialistin jüngst bei der EinzelstreckenWM in Russland vier Top-Ten-Plätzen bei vier Starts.
Es ist wohl nur
eine
Frage der Zeit, bis die Eisprinzessin an die Erfolge der Eisgräfin anschließt. Eine Prinzessin im Exil, denn die Bahn in Innsbruck ist für ein Training auf hohem Niveau nicht mehr brauchbar. Im Winter lebt und trainiert Vanessa Bittner daher im bayerischen Inzell. „Ich mag’s recht gern da“, sagt sie. Vor allem gibt es reichlich Trainingspartner in der Halle im deutschen Eisschnelllauf-Mekka.
Von solchen Pflichten befreit ist sie bei der WM in Seoul, wo Samstag und Sonntag je zwei Läufe über 500 und 1000 Meter addiert werden. Die Erwartungen? „Ich setze mir nie hohe Ziele“, erklärt Vanessa Bittner. Sollte sie diese übertreffen und Edelmetall holen, wäre es das erste für Österreich seit Emese Hunyadys WM-Bronze vor 16 Jahren über 1500 Meter.