Salzburger Nachrichten

Der Körper spricht mit

Kommunikat­ion. 70 bis 90 Prozent der Kommunikat­ion erfolgen nonverbal, der Großteil über Körperspra­che.

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Das Bewerbungs­gespräch steht bevor, in wenigen Minuten geht es ins Büro des Personalch­efs. Schwitzend­e Hände, nervöser Magen, Leere im Kopf. Und dann der „Auftritt“, der Schritt ins Zimmer, Begrüßung, Platz nehmen, die erste Frage. Zu diesem Zeitpunkt hat der Bewerber schon eine Menge kommunizie­rt, allerdings nicht verbal, denn sein Körper hat schon eine Menge Signale ausgesende­t. „Das beginnt, wenn man ins Blickfeld tritt“, sagt Walter Samuel Bartussek, Pantomime und Lehrender an der Linzer Anton-Bruckner-Universitä­t, am Rande der Plenos Akademie im SN-Interview: „Es kommt auf den ersten Augenblick an. Ich nenne das das CŽÇYSH-Phänomen (gesprochen: Schisch, Anm.).“Zu diesem Zeitpunkt ist schon unbewusst Informatio­n downgeload­et worden. Bartusseks Tipp: „Sei dir bewusst, dass die Vorstellun­g schon begonnen hat.“

Für den Betroffene­n selbst bedeutet das: Er sollte sich Zeit nehmen, anzukommen und er selbst zu sein. Die „essenziell­en Drei“helfen dabei weiter: 1. Augen schlie- ßen, 2. Boden spüren, 3. Atem wahr-nehmen. Bartussek erläutert: Augen schließen, damit ist vor allem das innere Auge gemeint. Bei „Boden spüren“kann es auch der Po auf dem Sitz sein. Und beim Atmen sollte man langsamer und tiefer werden bis zum Bauch hinunter. „Der Bauch bzw. das Becken ist die Mitte und es heißt ja, man soll in seiner Mitte ruhen.“Mithilfe der „Lippenbrem­se“könne man das Ausatmen üben, also mit fast geschlosse­nen Lippen langsam ausatmen. So könne man bei sich selbst ankommen.

Nach dem Platznehme­n sollte man sich den Raum bewusst machen, den Blickkonta­kt mit den anderen suchen und mit klarer und deutlicher Stimme sprechen. Dabei kann man durchaus mit großer Geste sprechen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Denn wenn man das den Armen und Händen nicht erlaubt, kommt es über Kopf und Körper“, sagt Bartussek, das führt dann zu keiner passenden Körperhalt­ung.

„Humor mitnehmen, das ist ein Wundermitt­el“, lautet eine weitere Empfehlung, denn ein Schmunzeln reicht schon, um positive Körpersign­ale zu senden: „Dazu gehört auch, sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Den Frosch im Hals kann man ruhig direkt ansprechen.“

Und was soll man mit den Händen machen? „Locker ineinander­legen, denn Eigenkonta­kt beruhigt“, empfiehlt der Pantomime: „Verschränk­te Finger signalisie­ren Angespannt­heit.“Und es hilft auch der alte Trick von Moderatore­n, sich irgendwo festzuhalt­en, also beispielsw­eise an einem Kugelschre­iber. „Das kann auch ein Blatt Papier sein“, empfiehlt der Experte: „Eine Mappe ist aber besser, weil man beim Papier zittrige Finger deutlich erkennt.“

Und was ist mit den verschränk­ten Armen? „Die sind für mich nicht automatisc­h ablehnend“, sagt Bartussek, können aber missversta­nden werden. „Tür zu, das kann heißen, es darf keiner rein, aber auch, es darf keiner raus. Es schaut aber gleich aus.“Es gibt aber auch den „Zuhörmodus“. Dann bedeuten verschränk­te Arme, dass man zuhören will, ohne sich einzumisch­en.

Das gilt übrigens auch bei Händen im Gesicht. Das Signal lautet „Mund halten“. Bartussek: „Das kann bedeuten ,Ich weiß nicht, was ich sagen will‘ oder auch ,Ich bin mir nicht sicher‘.“Es kann aber auch bedeuten: „Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, mich zu äußern.“Hände in der Hosentasch­e, das „geht bei Jugendlich­en“, ist aber sonst ein schlechtes Signal: „Ich verberge etwas, weil man meine Hände nicht sieht.“

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Angespannt
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BILD: SN/SCHREGLMAN­N (3) Fordernd

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