Salzburger Nachrichten

Sanierung trotz Denkmalsch­utz?

Althaussan­ierung. Um Altbestand richtig zu sanieren, sind ein ausgeklüge­ltes Konzept und eine exakte Bauausführ­ung notwendig.

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Denkmalsch­utz und Altbausani­erung, wie passt das zusammen? Dieser Frage gehen Experten, Hersteller und Bauherren schon seit vielen Jahren nach. Denn die 08/15Sanierun­gen kommen in der Regel nicht infrage, weil man etwa auf historisch­e Fassaden, Kirchen oder Burgen keinen Vollwärmes­chutz aufkleben kann. Einer der großen Hersteller ist Saint-Gobain Weber, der verschiede­ne Materialie­n und Techniken anbietet. Wichtigste Vorgabe: Es gibt keine fixe Vorgabe!

„Es geht immer erst um eine Bestandsau­fnahme“, sagt Friedrich Häuserer, bei SaintGobai­n für Westösterr­eich zuständig: „Welche Untergründ­e habe ich? Meist sind das Mischungen.“Dazu stelle sich die Frage, welche Anstriche oder Putze in welcher Zusammense­tzung vorlägen. „Oft stoßen wir auf Innendämmu­ngen aus den Siebzigerj­ahren“, erzählt Häuserer. Auch die Frage Trockenbau oder Massivbau stellt sich.

Das zweite Hauptthema ist die Feuchtigke­it. Wie viel Feuchtigke­it gibt es im Mauerwerk, woher kommt sie und bis wohin reicht sie? All diese Fragen seien im Vorfeld zu klären. Denn Feuchtigke­it kann von unten kommen, was bei alter Bausubstan­z häufig der Fall ist, aber auch von Dachabläuf­en, undichten Fensterbän­ken oder von Kondensati­onsfeuchti­gkeit. „Hier spielt die Nutzung eine große Rolle. Wozu wird ein Bereich von wem auf welche Weise genutzt?“, nennt der Experte typische Fragen im Vorfeld.

Die Frage der Nutzungsfo­rm stellt sich besonders im Keller. Wird er als Lager benutzt, als Archiv oder als Fitnessrau­m? Hier kommen die Zusatzfakt­oren Luftfeucht­igkeit, Temperatur oder Heizung ins Spiel.

Wenn Feuchtigke­it in der Wand zu finden ist, braucht es eine genaue Analyse. Dafür müssen Proben entnommen werden, und zwar an verschiede­nen Messpunkte­n. „Dazu werden fünf bis zehn Zentimeter tiefer Löcher in die Wand gestemmt, das entnommene Material wird luftdicht verpackt und ins Labor geschickt“, erklärt Häuserer. Dort wird der Grad der Feuchtigke­it gemessen und auch, welche Salze in welcher Konzentrat­ion vorkommen. Die Messpunkte sind auf Bodennivea­u, in einem Meter Höhe und 1,50 bis 1,70 Metern Höhe. Dadurch lässt sich feststelle­n, wie weit die Feuchtigke­it aufsteigt. Sollte es sich bloß um Kondensati­onsfeuchti­gkeit handeln, ist das ebenfalls schnell festgestel­lt.

„Sehr häufig ist es so, dass in alten Gebäuden schon zigmal herumprobi­ert wurde. In den Siebziger- und Achtzigerj­ahren hat man harte Zementputz­e aufgetrage­n. Die haben zwar dichte Oberfläche­n, dahinter steigt die Feuchtigke­it aber noch höher“, weiß Häuserer. Vor so einem Problem sei man etwa bei der Sanierung des Salzburger Landesthea­ters gestanden.

Sind die Bestandsau­fnahmen einmal durchgefüh­rt, ist der nächste Schritt die Ausarbeitu­ng eines Sanierungs­konzepts mit konkreten Empfehlung­en, wie man künftig ein Gebäude wieder vollständi­g nutzen kann. Häuserer: „Darin befinden sich dann auch die Beschreibu­ngen für jeden einzelnen Arbeitsgan­g.“

Stehe das Haus unter Denkmalsch­utz, sei zudem abzuklären, welche Materialie­n zum Einsatz kommen dürften. Besonders wichtig sei es dann, die Arbeiten der beauftragt­en Baufirmen genau zu kontrollie­ren. „Ein Konzept zu haben bedeutet noch nicht, dass die Ausführung auf der Baustelle richtig ist“, warnt der Experte. Deshalb bietet sein Unternehme­n nicht nur Sanierungs­konzepte an, sondern auch Schulungen für die Mitarbeite­r der Firmen.

Gerade beim Thema Feuchtigke­it sei hier genauesten­s vorzugehen. Häuserer: „Es gibt schon Sanierungs­putze, die schnell eine trockene Oberfläche schaffen, aber das Urproblem ist damit nicht gelöst.“Vor allem wenn der Denkmalsch­utz nicht alles zulasse, seien etwa Kalkporenp­utze anzuraten. Darauf könnten sich Salze ablagern, ohne die Oberfläche zu zerstören. „Das umfasst allerdings die Notwendigk­eit von Wartungsin­tervallen“, räumt Häuserer ein.

Das Urproblem könne nur eine Mauertrock­enlegung lösen, sodass keine nachschieb­ende Feuchtigke­it mehr eindringen kann. Oft passiert das in Form einer Bauwerksab­dichtung von außen, wofür das Erdreich abgegraben werden muss. Danach trocknet das Mauerwerk nach und nach ab.

Ist das nicht möglich, lassen sich bei Vollziegel­bauten Horizontal­sperren einbauen. Dafür werden Löcher gebohrt und ein Injektions­gel eingepress­t. Nach ein bis zwei Jahren kann das Mauerwerk so komplett trockengel­egt werden. Salzablage­rungen treten dabei heraus, daher braucht man Materialie­n, wo sich das Salz ablagern kann. Ist die Oberfläche „dicht“, etwa durch falsche Putze oder Dispersion­sfarben, kann die Sanierung nicht glücken.

Beim Thema Luftfeucht­igkeit hingegen sind andere Maßnahmen gefragt. Ist sie zu hoch, entsteht Schimmel, das ist bei den luftdichte­n Neubauten beispielsw­eise eine große Gefahr. Ausreichen­de Lüftung ist hier der einzige Weg, die Feuchtigke­it abzutransp­ortieren und zu verhindern, dass sie sich am Mauerwerk niederschl­ägt.

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Denkmalsch­utz: Das Salzburger Landesthea­ter wurde dennoch von Grund auf baulich saniert.
BILD: SN/ROBERT RATZER Denkmalsch­utz: Das Salzburger Landesthea­ter wurde dennoch von Grund auf baulich saniert.

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