„Für den Onkel waren wir die Flintenweiber“
Die Jagd ist schon lange nicht mehr eine reine Männersache. Die Gamsjaga-Wirtin Christine Weber und Burgi Schernthaner beweisen es.
Wo treffen sich Jagdbegeisterte zum Erfahrungsaustausch? In dieser Woche wird es wohl die „Hohe Jagd“im Salzburger Messezentrum sein. Parallel trafen die SN in Abersee jedoch zwei bemerkenswerte Vertreterinnen der Jagd: Christine Weber und Burgi Schernthaner sind Jägerinnen in den Gemeindejagden St. Gilgen und Abersee.
„Als Gamsjaga-Wirtin bin ich mit Jägern und Jagd praktisch auf- gewachsen“, erzählt die 48-jährige Christine Weber. Es sei die Faszination, die Freude an der Jagd gewesen, die sie zur Jagdprüfung bewogen habe. Genauso sieht das ihre Freundin Burgi. Ihr Vater sei lange Gemeindejäger in Strobl gewesen. Die 54-jährige Mutter von drei Kindern und mittlerweile fünffache Großmutter hat 1998 die Prüfung absolviert und 2001 haben die beiden die Aufsichtsjägerprüfung abgelegt. Gemeinsam pachteten sie ab 2007 auch die 240 Hektar große Jagd Thurnau im Postalmgebiet. Mittlerweile sind die beiden Jägerinnen auch in der Männerwelt anerkannt, wobei es anfangs für die Frauen nicht leicht war, obwohl so ziemlich alle männlichen Verwandten mehr oder weniger mit der Jagd verbunden sind: „Für meinen Onkel waren wir die Flintenweiber. Ein anderer Jäger hat doch tatsächlich gesagt, er lege seine Jagdkarte zurück, wenn wir die Jagdprüfung schaffen“, sagt Christine Weber.
Trotz aller Skepsis, die sie verspürten, schafften die beiden Freundinnen die Prüfungen. Wobei Burgi Schernthaner eines klar betont: „Es mag sein, dass in der Vergangenheit viele Leute, auch Frauen, zur Jagdprüfung angetreten sind, weil es eine lange Zeit wie das Golfspielen scheinbar eine Modeerscheinung gewesen ist.“
Christine Weber und Burgi Schernthaner sehen sich nicht als Jägerinnen, die es nur auf den Abschuss von Wild abgesehen haben. „Wir sind auch Beschützer des Wildes. Was wären unsere Berge ohne Wild?“, sagen sie im Gleichklang und erzählen von Trendsportarten, die im Wald das Wild beunruhigen. Wenn dann doch geschossen werden soll, verfolgt Christine Weber vor allem einen Gedanken: „Wie kann ich das Wild dann am besten verwerten? Wie muss ich den Schuss anbringen, der das Wild nicht wildeln lässt und somit nicht ungenießbar macht?“Für sie sei Wild ein überaus gesundes und wertvolles Lebensmittel, das ebenso zur Verfügung stehe wie Fische im Wolfgangsee. „Ich habe immer, das ganze Jahr über, Wild in meinem Gefrierschrank“, sagt die Gamsjaga-Wirtin. Legendär sind dabei die sogenannten WildBurger sowie der Hirschschinken, die sie jedes Jahr am Adventmarkt in St. Gilgen anbietet.
Kein Problem haben die beiden Jägerinnen im Umgang mit Jagdwaffen. „Wir sind seit unserer Jugend mit dem Anblick von Waffen vertraut“, sagen sie. Im Schnitt seien sie ein Mal in der Woche im Revier unterwegs. Besonders spannend sei es natürlich während der Brunftzeit.
Dann zählen sie ihre Abschüsse aus dem Vorjahr in ihrer Thurnauer Jagd auf: drei Stück Rotwild, zwei Gämsen und vier Stück Rehwild. Das Wild sei ein Bestandteil des Lebens, das schon vor den Menschen in der Gegend gewesen sei. Dabei wollen sie den oft gehörten Satz „Es gibt zu viel Wild in den Wäldern und die Jäger erfüllen meist ihre Abschussquoten nicht“relativieren: „Es ist oft das subjektive Empfinden von Waldbesitzern, dass es zu viel Wild gebe“, erklären sie. Wenn es zu Verbissschäden komme, dann meist nur, weil das Wild beunruhigt sei.
Und eine für sie erfreuliche Beobachtung hätten die Jägerinnen auch gemacht: „Nämlich, dass man als Frau viel Hilfeleistung im Revier und Jagdeinladungen leichter bekommt. Da können wir uns hier mit einem kräftigen Waidmannsdank erkenntlich zeigen“, sagt Christine Weber.