Salzburger Nachrichten

Der Pensionsgi­pfel wird nur eine Reform-Maus gebären

Die Koalitions­teams wollen heute ein Pensionspa­ket schnüren. Eindrucksv­oll ist bloß der Katalog an Maßnahmen, die nicht realisiert werden.

- A. k.

Die Regierung reizt die selbst gesetzte Frist für die Vorlage ihrer Pensionsre­form fast bis zur letzten Stunde aus. Heute, Montag, um 17 Uhr und somit nur sieben Stunden vor Ablauf des 29. Februar werden die Verhandlun­gsteams von SPÖ und ÖVP zu einer abschließe­nden Gesprächsr­unde zusammenko­mmen.

Bereits jetzt steht fest, dass der Wunsch der ÖVP nach einer großen Reform am Widerstand der SPÖ scheitern wird. Wahrschein­lich wird sich die Koalition auf folgende Maßnahmen beschränke­n: Invaliditä­tspensione­n: 26 Prozent der unbefriste­ten Invaliditä­tspensione­n bei Männern und sogar 48 Prozent bei Frauen haben psychische Ursachen. Die seit Kurzem praktizier­te Herausrech­nung von Reha-Geld-Beziehern aus der Pensionsst­atistik führte auf dem Papier zu einem Anstieg des Pensionsal­ters, löste aber keine Probleme. Der ÖVP-Seniorenbu­nd plädiert für die Einführung einer Teilarbeit­sfähigkeit, um Betroffene zumindest teilweise zurück in den Arbeitsmar­kt zu holen. Angedacht werden auch Methoden, um früher an die Betroffene­n heranzukom­men, ihnen Hilfe zu geben und ihre Arbeitsfäh­igkeit zu erhalten. Ob auch der Zugang zum Reha-Geld erschwert wird, werden wohl erst die Verhandlun­gen heute, Montag, zeigen. Pensionssp­litting: Dieses könnte ausgeweite­t werden. Statt bis zum vierten könnte es bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes ermöglicht werden, dass Männer ihre Pensionsan­wartschaft­en mit ihren nicht erwerbstät­igen Ehefrauen teilen. Dies würde Frauen, die wegen der Kindererzi­ehung weniger Beitragsmo­nate gesammelt haben, eine etwas höhere Pension bescheren. Arbeitsanr­eize: Wahrschein­lich ist auch die Schaffung von Anreizen für Frauen, um über das 60. Lebensjahr hinaus zu arbeiten.

Weit eindrucksv­oller als diese Punkte liest sich der Katalog an Reformmaßn­ahmen, auf die sich die Koalition nicht einigen konnte. So hat sich die ÖVP bereits damit abgefunden, dass sie sich mit ihrem Wunsch nach einer Pensionsau­tomatik nicht durchsetze­n konnte. Dieses System, das das gesetzlich­e Pensionsal­ter an die steigende Lebenserwa­rtung knüpft, ist bereits in 14 EU-Staaten verwirklic­ht. In weiteren fünf steht es vor der Realisieru­ng.

Auch mit ihrem Wunsch, das Frauenpens­ionsalter früher als geplant anzuheben, blitzte die ÖVP bei der SPÖ ab. Mehr als die vorhin erwähnten Anreize fürs Längerarbe­iten wird es nicht geben.

Die Reformgesp­räche der Koalition werden nicht eben erleichter­t durch den Umstand, dass an der Spitze der Verhandlun­gsteams zwei Minister stehen, die für die jeweils andere Partei ein rotes Tuch sind. Für die ÖVP verhandelt Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling, dessen jüngste Reformvors­chläge bei der SPÖ Entsetzen ausgelöst hatten. Für die SPÖ verhandelt Sozialmini­ster Alois Stöger, dem die ÖVP seit Wochen Ignoranz und Reformverw­eigerung vorwirft.

Und was müsste getan werden? Der liberale Thinktank Agenda Austria listete folgende Vorschläge auf: Die Berechnung der Pensionen der Bundesbeam­ten sollte deutlich schneller als geplant dem ASVG angepasst werden. Die säumigen Länder sollen veranlasst werden, die Pensionssy­steme ihrer Beamten dem Bund anzupassen. Zusatzpens­ionen im staatsnahe­n Bereich sollen nicht mehr an die Inflation angepasst werden. Die Abschläge für Schwerarbe­iter-Frühpensio­nen sollen erhöht werden. Das Frauenpens­ionsalter soll früher angehoben werden, das gesetzlich­e Pensionsan­trittsalte­r jedes Jahr um zwei Monate angehoben werden, und zwar bis zum Alter von 67 Jahren.

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