Länger arbeiten, aber am Anfang, nicht am Ende
Eine Pensionsreform? Notwendig, aber illusorisch. Wie wäre es daher mit einer Reform der überlangen Ausbildungen?
Nein, es war keine gute Idee, den Tag der Wahrheit in Sachen Pensionen auf den heutigen Schalttag zu legen. Denn mitten in einem Wahlkampf schaltet die Politik bekanntlich die Vernunft aus. Im Hinblick auf die Wahlchancen ihres Präsidentschaftskandidaten Andreas Khol hat nun sogar die ÖVP ihre Forderung nach einer Reform zur langfristigen Sicherung der Pensionen aufgegeben.
Damit wird auch nach dem heutigen 29. Februar alles so bleiben, wie es ist. Die Milliarden, die dringend für die Forschung, die Wissenschaft oder ähnliche Zukunftsinvestitionen benötigt würden, werden weiterhin ins Pensionssystem fließen. Die Reformen werden weiter aufgeschoben und somit irgendwann umso härter ausfallen müssen. Und die heutige Jugend wird von den derzeitigen Pensionshöhen und Pensionsbezugsdauern einmal nur träumen können. Aber so ist das halt. Die Mehrheit der Österreicher will es so.
Statt der vergebenen Chance nachzutrauern, könnte man eine andere ergreifen. Das Pensionssystem wäre auch dadurch zu entlasten, dass die Österreicher nicht am Ende ihres Lebens länger arbeiten, sondern am Beginn. Soll heißen: dass sie nicht später aus dem Erwerbsleben aus-, sondern früher einsteigen.
Dem stehen heute teilweise unglaublich lange Ausbildungszeiten entgegen. Viele Hochqualifizierte erlangen ihre Berufsreife erst mit 30, Fachärzte oft erst mit 35 Jahren. Ehe diese Berufsgruppen so richtig ins Verdienen und Pensionsbeitrag-Zahlen kommen, haben sie inklusive Kindergarten eine Ausbildungszeit von drei Jahrzehnten hinter sich.
Es wäre lohnend zu überprüfen, ob das nicht auch etwas schneller ginge. Also ob die Schul-, Studien- und Ausbildungszeit nicht auch kürzer sein und effizienter genutzt werden könnte. Untersuchungen, wonach ein Teil der Pflichtschulabsolventen am Ende ihrer neunjährigen Schulzeit nicht lesen können, deuten darauf hin, dass es hier durchaus Möglichkeiten zur Verbesserung gäbe.
Kürzere Ausbildungen würden nicht nur den Ausgebildeten nützen, da sie dann früher Geld verdienen könnten. Auch das Pensionssystem würde davon profitieren, und zwar doppelt. Erstens würden die jungen Leute früher Beiträge einzahlen. Und zweitens bekämen junge Paare die Chance, früher als bisher eine Familie zu gründen. Heute ist es ja so, dass Paare ihren Kinderwunsch aus Rücksicht auf ihre langen Ausbildungsgänge immer weiter aufschieben. Am Ende geht sich dann oft – wenn überhaupt – gerade noch ein Kind aus. Die Folge sind sinkende Kinderzahlen, was die Finanzierung künftiger Pensionen erschwert.
Eine Kürzung der Ausbildungen wäre somit eine Pensionsreform mit lauter Gewinnern.
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