„Grüß Gott. I bin der Lugner“
Der 83-jährige Society-Löwe auf Wahlkampftour in Salzburg – da bleiben Passanten nicht etwa wegen Politik, sondern allein zum Schmunzeln, Kopfschütteln und Fotografieren stehen.
Vor 18 Jahren ist Richard Lugner das erste Mal als Bundespräsidentschaftskandidat angetreten. Damals noch mit „Mausi“an seiner Seite. In Salzburg hatte er 1998 aber nur mäßigen Erfolg: 13.929 Salzburger wählten damals „den Lugner“– das waren 5,6 Prozent. Österreichweit erreichte er damals immerhin 9,9 Prozent.
Nun probiert der 83-jährige „Mörtel“erneut, in die Hofburg zu kommen – diesmal mit der um 58 Jahre jüngeren blonden „Spatzi“. Am Sonntagnachmittag wahlkämpfte Lugner am Alten Markt in der Stadt Salzburg. Mit Lederhose und Cathy im Dirndl sollten auch die Salzburger vom umtriebigen Baumeister aus Wien überzeugt werden. Tatsächlich waren etliche Salzburger gekommen – oder zumindest beiläufig stehen geblieben –, um „den Lugner“zu sehen. Etwa 300 Passanten verfolgten den Auftritt des 83-Jährigen mit seiner Frau. „Eine Gaudi, den muss man einmal live gesehen haben“, sagte eine Salzburgerin. Wählen? Nein, wählen würde sie ihn auf keinen Fall. Ein deutscher Gast fragte völlig perplex, ob das tatsächlich ein Bundespräsidentschaftskandidat sei, und quittierte mit: „Eine Katastrophe.“
Der Auftritt der beiden fiel wie gewohnt skurril aus. Cathy kündigte „total platt“von den vielen Zuschauern in Salzburg ihren „lieben Mann, den Richard“, an. Der mimte beim Radetzkymarsch noch für die Musikkapelle Maxglan den Dirigenten, ehe er lautstark zu seiner Wahlkampfrede ausholte, die mitunter Mikrofon und Lautsprecher an ihre technischen Grenzen brachte. 1953 sei er zur Maturareise nach Salzburg gekommen, sagte Lugner. Applaus erntete der „Mörtel“mehrfach, hauptsächlich, wenn er gegen die aktuelle Regierung, den „rot-schwarzen Stillstand“und die Sozialpartner wetterte. 60 Millionen Euro an Steuern habe er bezahlt, während die anderen Kandidaten alle vom Steuerzahler gefüttert worden seien. Auch dafür klatschten die Passanten. „Staatsmänner, die keine attraktive Frau an ihrer Seite haben, haben weniger Chancen“, meinte Lugner. Da applaudierten hauptsächlich die Männer.
Während Lugner bei manchen Salzburgern nur Kopfschütteln erntete, waren einige nicht abgeneigt, ihm am 24. April ihre Stim- me zu geben. „Das, was er da sagt, hat schon Substanz“, sagte eine ältere Dame. Ein Salzburger Pärchen wiederum fand ihn „nicht schlecht“. Ob sie ihn wählen? „Unter Umständen. Aber wenn, dann nur mangels Alternativen. Er stellt sich wenigstens hin und sagt, was er sich denkt.“
Bis 18. März muss Lugner 6000 Unterstützungserklärungen vorweisen. Etwa ein Viertel habe man beisammen, erzählt ein Wahlkampfhelfer. Die Kuverts waren in Salzburg eher schwer an den Mann zu bringen. An Popularität hat er seinen Konkurrenten aber jedenfalls einiges voraus. Allen Nicht-Lugner- und potenziellen Lugner-Wählern gemeinsam ist, dass sie sich für ein Foto um den „Mörtel“scharten. Bräuchte der 83-Jährige zum Antreten bei der Wahl nur Selfies, er wäre wohl haushoher Favorit.