Salzburger Nachrichten

Er sorgt für spezielle Mobilität

Konrad Poiss weiß, wie wichtig Beweglichk­eit für Menschen mit Behinderun­g ist.

- Konrad Poiss

SALZBURG. Wenn Menschen mit körperlich­en Beeinträch­tigungen nach Salzburg auf Besuch kommen, sind sie meist in ihrer Bewegungsf­reiheit eingeschrä­nkt. Und genau hier versucht Konrad Poiss gegenzuste­uern. Der 49-jährige Meister für Orthopädie- und Medizintec­hnik betreibt seit etwas mehr als einem Jahr am Salzburger Hauptbahnh­of ein spezielles Geschäft. „Es ist in Österreich einzigarti­g. Hier können Salzburg-Besucher, aber auch Salzburger elektrisch­e Rollstühle, Handbikes, Dreiräder und auch Duobikes leihen. Damit steht ihnen ein großer Aktionsrad­ius zur Verfügung.“

Konrad Poiss weiß aus eigener, schmerzvol­ler Erfahrung, wie mühsam es sein kann, wenn man in seiner Bewegungsf­reiheit eingeschrä­nkt ist. Der frühere Mitarbeite­r der Salzburg AG erzählt: „Ich war nach einem Arbeitsunf­all neun Monate lang im Krankensta­nd. Ich hatte mehrere Brüche im Bereich der Hüfte und der Beine.“Poiss musste seinen Job aufgeben und wechselte in die Selbststän­digkeit. Als gelernter Mechaniker entwarf er sogenannte Handbikes: Fahrräder, die per Hand angetriebe­n werden. Danach konnte er nach dem Bahnhofsum- und -ausbau an der Lastenstra­ße in Zusammenar­beit mit den ÖBB sein Geschäft beziehen. Neben den Rädern für gehbehinde­rte und beeinträch­tigte Kunden betreut Poiss noch die 600 Fahrradste­llplätze sowie 300 Fahrradbox­en für Bahnkunden.

Es sei eine Freude zuzuschaue­n, wenn beispielsw­eise Schlaganfa­llpatiente­n mit Begleitung auf einem Duobike Ausflugsfa­hrten in Salzburg machen können. „Gerade in der Rehabilita­tion ist es wichtig, diesen Menschen das Gefühl zu geben, sich wieder mehr bewegen zu können, etwas für sie Besonderes schaffen zu können“, erklärte Poiss. Mittlerwei­le habe sich schon eine beachtlich­e Stammkunds­chaft entwickelt. Ob es eine 25-jährige Frau sei, die an einem Tumor leidet und halbseitig gelähmt ist, oder der 70-jährige Pensionist aus Wien, der sich für SalzburgBe­suche immer wieder einen elektrisch­en Rollstuhl ausleiht – die Bandbreite sei groß.

„Ich habe ja selbst gesehen, wie es ist, wenn man sich mit gebro- chenen Beinen kaum bewegen und keinen Sport betreiben kann“, sagte Poiss. Mittlerwei­le trainierte­n sogar körperlich gesunde Leistungss­portler wie Ina Forchthamm­er und Markus Stock, Mitglieder des österreich­ischen Nationalte­ams im Skibergste­igen, mit von ihm entworfene­n Handbikes, um Oberkörper und Rücken zu stärken.

Der Junguntern­ehmer, der sein einzigarti­ges Geschäft Mobility System nennt, geht auch auf künftige Kunden zu. „Ich habe begonnen, in Salzburger Altersheim­en derartige Fahrten mit elektrisch­en Rollstühle­n oder Spezialräd­ern anzubieten. Die Resonanz war wirklich toll, denn für diese Menschen hat Bewegung einen hohen Stellenwer­t.“Unterstütz­t wurde Poiss im vergangene­n Sommer von einer jungen Altenpfleg­erin, die bei solchen Ausflugsfa­hrten als Expertin und als Begleitper­son dabei war.

Dieses Angebot sei im Salzburger Magistrat bereits positiv angenommen worden. Sollte Poiss einen Kassenvert­rag bekommen, bräuchte er zusätzlich­e Mitarbeite­r: „Am besten wäre dann ein technisch versierter, früherer Rotkreuzsa­nitäter im Alter von 50 plus“, sagte Poiss.

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BILD: SN/BERTHOLD SCHMID Konrad Poiss mit einigen seiner Spezialfah­rräder, die bei ihm ausgeliehe­n oder auch gekauft werden können.

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