Keine Beweise für Stimmenkauf bei Fußball-WM
Laut Report zur Sommermärchen-Affäre gibt es noch Aufklärungsbedarf bei Beckenbauer-Konto.
Neue Ermittlungen in der Affäre um dubiose Geldflüsse im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2006 in Deutschland haben keine Beweise für einen Stimmenkauf erbracht. Viele Dokumente und Daten fehlen jedoch. Die vom Deutschen Fußballbund (DFB) beauftragte Kanzlei Freshfields fand heraus, dass eine Firma von FIFA-Funktionär Mohamed Bin Hammam aus Katar Empfänger der dubiosen Summe von 6,7 Millionen Euro war. Brisant dabei ist, dass das Geld über Umwege von einem Konto von Franz Beckenbauer kam. Der Fußball-„Kaiser“, seinerzeit Chef des Organisationskomitees, hat angegeben, von diesen Zusammenhängen überrascht zu sein.
Wie „Spiegel online“am Freitag berichtete, sei ein Teil des Betrags 2002 von einem Konto, das „Franz Beckenbauer oder Robert Schwan“(seinen inzwischen verstorbenen langjährigen Manager) als Inhaber auswies, via Schweiz an die Firmengruppe von Mohamed Bin Hammam überwiesen worden. Bin Hammam, ein Rivale von FIFA-Präsident Sepp Blatter, wurde 2011 wegen Korruptionsvorwürfen lebenslang gesperrt. Der Katarer hatte im Jahr 2000 über die Vergabe der WM 2006 mit abgestimmt.
Erst später kam der frühere Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus ins Spiel. Sein angebliches Darlehen über ebenfalls 6,7 Millionen Euro an den DFB und der daraus folgende Geldkreislauf hatten die Justiz wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung aktiv werden lassen. Die Rückzahlung habe der DFB bewusst verschleiern wollen, hieß es im Freshfields-Bericht. Schwer belastet wird Ex-DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. Eine Mitarbeiterin von ihm habe Mitte 2015 einen Ordner aus dem DFB-Archiv entliehen und nicht mehr zurückgebracht, der brisante Unterlagen enthalten könnte.
Pikant sind jene Details im Report, die sich mit Jack Warner beschäftigen. Der Funktionär aus Trinidad und Tobago war ebenfalls stimmberechtigt bei der WM-Vergabe. Der DFB soll eine teure Reise Warners nach München und Berlin bezahlt haben, inklusive etlicher Extras, darunter auch Kniestrümpfe für seine mitgereiste Gattin. Dennoch soll Warner später nicht für Deutschland gestimmt haben.