Salzburger Nachrichten

Kluft bei den Geschlecht­ern

Der Internatio­nale Frauentag steht für die Gleichbere­chtigung der Frauen. Bei Gehalt und Vorstandsp­osten gibt es jedoch eine Diskrepanz.

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Seit 1921 wird am 8. März der Internatio­nale Frauentag begangen. Er entstand, als Frauen um das Wahlrecht und die Gleichbere­chtigung kämpften. Von Gleichbere­chtigung im Beruf kann allerdings bis heute keine Rede sein. Beim Thema Lohngleich­heit zwischen den Geschlecht­ern schneiden Deutschlan­d und Österreich schlecht ab. Das liegt auch daran, dass viele Frauen Teilzeit arbeiten. In Deutschlan­d sind von den Teilzeitbe­schäftigte­n mit bis zu 20 Wochenstun­den mehr als 85 Prozent Frauen. Zudem verrichten Frauen 77 Prozent aller Minijobs.

In kaum einem anderen Land Europas ist die Lohnkluft zwischen den Geschlecht­ern so groß wie in Deutschlan­d. Frauen verdienen dort im Durchschni­tt brutto 21,6 Prozent weniger als Männer. Hinter Deutschlan­d rangieren nur noch Estland (28,3 Prozent) und eben Österreich (22,9 Prozent).

In den nach Deutschlan­d größten EU-Staaten Frankreich (15,3 Prozent), Großbritan­nien (18,3 Prozent), Spanien (18,8 Prozent) und Polen (7,7 Prozent) fällt die Lohnlücke deutlich geringer aus. Die niedrigste­n Werte weisen Slowenien (2,9 Prozent), Malta (4,5 Prozent) und Italien (6,5 Prozent) auf.

Diese Zahlen gehen aus einer Antwort des deutschen Sozialmini­steriums auf eine Anfrage der Linken hervor. Das Ministeriu­m stützt sich auf Zahlen aus dem Jahr 2014, die vom Statistisc­hen Amt der Europäisch­en Union stammen und sich auf alle Frauen und Männer in bezahlter Beschäftig­ung beziehen.

Am Vorabend des diesjährig­en Internatio­nalen Frauentags legt die Arbeiterka­mmer Salzburg am kommenden Montag, 7. März, ein Konzept vor, wie die Einkommens­schere zwischen Männern und Frauen geschlosse­n werden kann. Die Veranstalt­ung findet im Parkhotel Brunnauer in Salzburg statt. Eva Scherz von der Gewerkscha­ft der Privatange­stellten, Druck, Journalism­us, Papier Wien referiert über das Thema „Wir verdienen mehr“.

Eine Ungleichhe­it zwischen den Geschlecht­ern herrscht auch in den Vorstandse­tagen von Österreich­s börsenotie­rten Unternehme­n. Dies ergibt eine Analyse der Prüfungsun­d Beratungso­rganisatio­n EY, bei der die Struktur der Vorstände der 69 im „Wiener Börse Index“gelisteten Unternehme­n untersucht wurde. In diesen Unternehme­n waren zum Stichtag 30. Juli 2015 nur neun von insgesamt 214 Vorstandsm­itgliedern Frauen. Das entspricht einer Quote von 4,2 Prozent.

In sieben von acht Vorstandsg­remien saßen ausschließ­lich Männer, mehr als ein weibliches Vorstandsm­itglied gab es in keiner Vorstandse­tage. Ein wenig besser sah es in den Aufsichtsr­äten der im „Wiener Börse Index“notierten Unternehme­n aus. Dort gab es unter 612 Aufsichtsr­atsmitglie­dern 100 Frauen, was einem Anteil von 16 Prozent entspricht. In zwei von drei Unternehme­n war mindestens eine Frau im Aufsichtsr­at zu finden. Bei zwei von fünf Unternehme­n waren sogar mindestens zwei weibliche Aufsichtsr­atsmitglie­der.

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BILD: SN/GREG BRAVE - FOTOLIA Männer haben noch immer mehr Gehalt in der Tasche als Frauen.

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