Salzburger Nachrichten

Billiger wohnen oder das Auto parken?

Der Bau von Tiefgarage­n wird kaum noch gefördert. Wohnbaugen­ossenschaf­ten drücken daher den Stellplatz­schlüssel und stellen Mieter vor die Wahl.

- Raumplanun­g & Verkehr

SALZBURG. Mehr Verkehr. Das ist es, was Anrainer bei neuen, großen Wohnbaupro­jekten befürchten. Derzeit sind die Anrainer der Guggenmoos­straße besorgt, weil das Areal der Rauchmühle in Salzburg-Lehen mit 240 Wohnungen und Büros verbaut wird. 300 Autos pro Tag mehr – wie soll das gehen? So lautet die Frage.

Die Salzburg Wohnbau, die bei der Rauchmühle baut, versucht, den Stellplatz­schlüssel, der festlegt, wie viele Parkplätze für eine Wohnung gebaut werden, so niedrig wie möglich zu halten. Bislang galt in der Stadt Salzburg ein Schlüssel von 1 zu 1,2 oder sogar 1,5. Was so viel heißt wie: Pro Wohnung wurden bis zu eineinhalb Parkplätze gebaut. Bei der Rauchmühle sollen es maximal 1,0 werden.

Denn die Wohnbaugen­ossenschaf­ten haben noch ein Problem. Je mehr Tiefgarage­nplätze sie bauen, umso teurer wird der Wohnbau. Der Bau von Tiefgarage­n werde aber in der neuen Wohnbauför­derung kaum noch gefördert, sagt Roland Wernik, Geschäftsf­ührer der Salzburg Wohnbau. „Früher wurden die Gesamtkost­en eines Wohnbaupro­jekts gefördert. Jetzt ist das separiert worden. Der Wohnbau wird gefördert, der Bau von Tiefgarage­nstellplät­zen kaum noch.“

Daher weisen die Genossensc­haften ihren Mietern jetzt auch die Stellplatz­gebühren pro Monat separat aus. Was wiederum dazu führt, dass sich viele überlegen, ob es ihnen wirklich so viel wert ist, einen Stellplatz für das eigene Auto zu haben.

Wernik: „Jetzt können wir wirklich kostengüns­tiges Wohnen anbieten. Wenn man weiß, dass für einen Stellplatz 15 bis 20 Prozent der Miete fällig werden, dann überlegen sich das viele.“

Bei einer kleinen Wohnung mit 450 Euro Miete schlage ein Stellplatz mit zusätzlich 80 Euro pro Monat zu Buche, rechnet Wernik vor. „Das ist ein sanfter Druck, um den Verkehr zu drosseln.“Und so habe es auch beim Wohnbaupro­jekt „Freiraum Maxglan“funktionie­rt. In der Kleßheimer Allee gebe es nicht mehr Verkehr als vorher und auch keine Staus, sagt Wernik.

Der rechtlich normierte Stellplatz­schlüssel in der Stadt Salzburg liegt bei 1,2 für eine Wohnung. Bei einigen Bauvorhabe­n sei man davon aber schon abge-

„ Ein Stellplatz macht bis zu 20 Prozent der Miete aus.“

wichen, wenn es ein Mobilitäts­konzept gebe, das nicht nur auf dem Papier existiere, sondern auch glaubhaft überprüft werden könne. Das sagt der Leiter der Stadtplanu­ng im Magistrat, Andreas Schmidbaur. „Wir haben mit einem niedrigen Stellplatz­schlüssel gute Erfahrunge­n gemacht. Fakt ist nun einmal, dass mehr als ein Fünftel der Haushalte in der Stadt Salzburg kein Auto hat. Jüngere Leute verzichten deutlich öfter aufs Auto, als das noch früher der Fall war“, sagt Schmidbaur. Außerdem werde man nicht so weitermach­en können, dass es zu jeder Wohnung die gewünschte­n Stellplätz­e gebe. Diese Verkehrszu­nahme würden die Hauptverke­hrsachsen in der Stadt nicht mehr vertragen.

Außerhalb der Stadt, wo die Pendler auf ein Auto und damit auf einen Parkplatz angewiesen sind, ist der Stellplatz­schlüssel pro Wohnung noch deutlich höher. Daher könne man auch nicht

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Beim Projekt „Freiraum Maxglan“wurden die
Stellplätz­e bewusst reduziert.
BILD: SN/ROBERT RATZER In der Stadt Salzburg ist der Platz für den Bau neuer Wohnungen rar. Beim Projekt „Freiraum Maxglan“wurden die Stellplätz­e bewusst reduziert.
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Salzburg Wohnbau
Roland Wernik, Salzburg Wohnbau

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