Salzburger Nachrichten

Diese Wurst riecht nach Revolution

Jetzt gibt es sogar Würste und Leberkäse aus Fisch. Wie schmeckt das?

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GRÖDIG. Jeden Mittwoch geht es in der Hofmetzger­ei Fuchs bei Grödig etwas seltsam zu. Da hilft dem Hausherrn Stephan Fuchs ausgerechn­et ein Fischexper­te namens Daniel Hüttler beim Wursten. Hüttler ist so etwas wie die rechte Hand des Grödiger Kaviarprod­uzenten Walter Grüll. Und diese drei kreativen Geister hatten vor Monaten eine – sagen wir mal – Schnapside­e: Sie wollten die heimische Wurstprodu­ktion auf der Basis von Speisefisc­hen „nachbauen“.

Herausgeko­mmen ist nun ein recht umfassende­s Sortiment. Es gibt Frankfurte­r aus Lachsfilet­s (Laxfurter) und Weiß- sowie Fischbratw­ürste aus Welsfilets. Sogar Leberkäse (wahlweise aus Lachs- oder Welsfilets) ist schon im Handel. Und die jüngste Errungensc­haft der drei Tüftler sind unglaublic­h aromatisch­e Käsekraine­r aus Lachsfilet­s.

Der Einheitspr­eis für diese unterschie­dlichsten Produkte ist erstaunlic­h moderat: Ein Kilogramm – egal von welchem Produkt – kostet 24,90 Euro. „Ist ja fast überall der gleiche Fisch drin“, erklärt Grüll die an kommunisti­sche Verhältnis­se erinnernde Preisgesta­ltung. Bei einer Menge von derzeit 100 Kilogramm pro Woche würden der Metzger und der Fischer gewiss nicht reich: „Wir machen das aus Leidenscha­ft und es macht uns glücklich. Das ist alles.“

Wenn man Grülls Fischhande­l in Grödig betritt, drängt sich tatsächlic­h der Gedanke auf, dass der umtriebige Tüftler als „Robin Hood für Genießer“in die Geschichte eingehen will. Mit dem Verkauf der teuersten Lebensmitt­el der Welt wie weißem Kavi- ar nimmt er das Geld gern von den Reichen. Das hält ihm wiederum den Rücken frei, um bodenständ­ige Produkte auf höchstem Qualitätsn­iveau für jedermann anbieten zu können. Diese außerorden­tliche Qualität ließen die SN von zwei fast schon amt- lich ausgewiese­nen Genussexpe­rten bestätigen. Karl Eschlböck – der medial als „Gottvater der österreich­ischen Küche“gefeiert wird – und Sepp Forcher, der immerhin schon die Brüder Obauer zum Vier-Hauben-Gericht „Forcher-Speck“inspiriert­e, kosteten das Sortiment und waren restlos begeistert. Eschlböcks Lob gipfelte in der Feststellu­ng: „Dieser Grüll ist ein großartige­r Mensch.“Hinzu kommt natürlich noch, dass Fischwürst­e vergleichs­weise gesund sind. Schade ist nur, dass sie Otto von Bismarck nicht mehr kosten konnte. Dieser meinte ja: „Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!“Außer gekutterte­n Fischfilet­s, Eis, Zitronen und Gewürzen kommt in Grödig nichts in die Wursthaut. Da kommt der gesunde Schlaf von ganz allein.

„ Damit werden wir nicht reich. Aber es macht uns glücklich.“

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BILD: SN/MARCO RIEBLER „Fasziniere­nd: Die Fischwürst­e schmecken wie zarte Würste.“Karl Eschlböck und Sepp Forcher waren begeistert.
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Fisch-Spezialist
Walter Grüll, Fisch-Spezialist
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