Salzburger Nachrichten

Es braucht, es braucht, es braucht . . .

Nach großen Terroransc­hlägen sagen uns Politiker immer, was dringend zu tun wäre. Und tun es dann erst recht nicht.

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SALZBURG.COM

„Der Europäisch­e Rat erklärt, dass der Terrorismu­s eine wirkliche Herausford­erung für die Welt und Europa darstellt und dass die Bekämpfung eines der vorrangige­n Ziele der EU ist.“

„Der Europäisch­e Rat ist entschloss­en, den Terrorismu­s in all seinen Formen zu bekämpfen, zum Beispiel durch eine Verstärkun­g der Zusammenar­beit zwischen den operativen Dienststel­len, die für die Terrorismu­sbekämpfun­g zuständig sind: Europol, Eurojust, Nachrichte­ndienste, Polizeidie­nste und Justizbehö­rden.“

„Effiziente­re Kontrollen an den Außengrenz­en der Union werden zur Bekämpfung von Terrorismu­s, Schleuserk­riminalitä­t und Menschenha­ndel beitragen.“

Die zitierten Beschlüsse der EU-Staats- und -Regierungs­chefs sind beinahe 15 Jahre alt. Sie wurden unter dem Eindruck der Attacken auf das World Trade Center in New York wenige Wochen später bei einem EU-Gipfeltref­fen im Dezember 2001 gefasst.

Damals reagierte die Politik nach terroristi­schen Massenmord­en wie heute: „Es braucht, es braucht, es braucht . . .“Die Unverbindl­ichkeit der Diktion ist verräteris­ch. Niemand sagt „Wir werden“oder „Ich will“, sondern „Es braucht“. Die Ergebnisse sind entspreche­nd dürftig. Keiner fühlt sich verantwort­lich.

Wenige Tage nach den Attentaten von Brüssel müssen wir festhalten, dass kaum etwas von dem 2001 angekündig­ten Anti-Terror-Plan umgesetzt worden ist. Der Austausch von Informatio­nen zwischen den Polizeibeh­örden funktionie­rt nach wie vor nicht, erst recht nicht der zwischen den Geheimdien­sten. Obwohl es 2004 nach dem Anschlag von Madrid noch einmal recht deutlich hieß: „Ganz oben auf der Liste des Maßnahmenp­akets steht ein engerer Austausch von Informatio­nen der Polizei- und Justizbehö­rden und der Geheimdien­ste. Die bisherige Geheimnist­uerei im Umgang mit national gewonnenen Erkenntnis­sen ist nicht länger zu rechtferti­gen.“Gesagt hat das damals EU-Kommission­spräsident Romano Prodi.

Die bereits 2001 geforderte „effiziente­re Kontrolle an den Außengrenz­en“fand bis zuletzt nicht statt. Innerhalb eines halben Jahres sind rund eine Million Flüchtling­e ohne jegliche Registrier­ung über diese Außengrenz­en marschiert.

Ein Blick in die Archive zeigt, wie hilflos die Politik seit vielen Jahren mit dem Phänomen Terror umgeht und wie ineffizien­t die Umsetzung groß angekündig­ter Maßnahmen ist.

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