Salzburger Nachrichten

Die Zukunft Österreich­s ist rot und blau

Am burgenländ­ischen Wesen soll der Bund genesen: Vorarbeite­n für eine neue Koalition, die eigentlich recht alt ist.

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Die nächste Nationalra­tswahl findet turnusmäßi­g zwar erst in zweieinhal­b Jahren statt, angesichts der anhaltende­n Schwäche von SPÖ und ÖVP stellt sich aber schon jetzt die Frage, wer Österreich ab 2018 regieren wird. Die Antwort aus heutiger Sicht: Rot-Blau.

Für eine Koalition von SPÖ und FPÖ spricht zunächst ein pragmatisc­her Grund. Es wird sich nach der nächsten Wahl kaum eine andere Zweierkoal­ition ausgehen. SPÖ und ÖVP bringen in Umfragen schon jetzt keine Mehrheit auf die Waage. Und nichts deutet darauf hin, dass sie sich bis 2018 erholen.

Für eine Koalition von SPÖ und FPÖ sprechen zweitens inhaltlich­e Gründe. Der Probegalop­p von Rot-Blau im Burgenland zeigt, dass die selbst ernannten politische­n Erzfeinde in Wahrheit wenig trennt. Der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Niessl (SPÖ) gerät regelmäßig ins Schwärmen, wenn er auf seinen blauen Koalitions­partner angesproch­en wird. Noch nie sei im Burgenland so viel weitergega­ngen wie jetzt, freut sich Niessl. Ideologisc­he Differenze­n? Nicht die geringsten.

Die burgenländ­ische SPÖ ist gerade dabei, ihr Konzept von Rot-Blau in den Bund zu exportiere­n. Überbringe­r der Botschaft von der Er-Blauung der SPÖ ist Niessls einstiger Mitarbeite­r Hans Peter Doskozil, der neue Verteidigu­ngsministe­r. Fast alles, was die FPÖ fordert und in der Sozialdemo­kratie bis vor Kurzem entsetztes Händeringe­n verursacht­e, ist nun offizielle SPÖ-Linie – bis hin zu Abschiebef­lügen mit Militärmas­chinen.

Auch in der Sozialpoli­tik passt zwischen die beiden Parteien kein Blatt Papier. Was die FPÖ über die vermeintli­che Unnötigkei­t von Pensionsre­formen sagt, könnte ebenso gut aus der SPÖ-Zentrale stammen. Und die Gedanken der die SPÖ steuernden Arbeiterka­mmer über die Beschränku­ng des Arbeitsmar­ktzugangs zugunsten von Inländern erinnern frappant an die Ideen der FPÖ über ein Zweiklasse­n-Sozialsyst­em für Österreich­er und Zuwanderer.

Was für eine Zusammenar­beit von SPÖ und FPÖ drittens spricht, ist die Geschichte. Die Parteien des nationalen und des internatio­nalen Sozialismu­s entspringe­n derselben ideologisc­hen Wurzel – in Österreich der SchönererB­ewegung. Die Kooperatio­n von Rot und Blau hat eine lange Tradition. In den 60er-Jahren erhielt die FPÖ Geldzuwend­ungen von der SPÖ. 1970 stützte die FPÖ eine rote Minderheit­sregierung und bekam dafür von der SPÖ eine Wahlrechts­reform, die ihr das Überleben sicherte. 1983 bis 1987 gab es eine offizielle Koalition. Und in Kärnten koalierte die SPÖ später sogar mit Jörg Haider persönlich.

Es wird interessan­t sein zu beobachten, wie sich die Annäherung der beiden Parteien trotz aller Schaukämpf­e weiter entwickelt.

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Alexander Purger

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