Salzburger Nachrichten

Dieser Schubert hat eine individuel­le Note

Die aus Sri Lanka stammende, in Paris ausgebilde­te Pianistin Shani Diluka stellt sich im Wiener Saal des Mozarteums vor.

- KARL HARB SALZBURG.

Die aus Sri Lanka kommende, in Monaco aufgewachs­ene, in Paris ausgebilde­te 39-jährige Pianistin Shani Diluka, die Artur Schnabel und Wilhelm Kempff als Leitsterne nennt, gehört zwar, gemessen am Jugendstar­kult, einer „mitteljung­en“Generation an, hat aber noch nicht die Breitenwir­kung, die ihrem Spiel gebühren würde. Ihr frankophon­er Hintergrun­d sichert ihr Aufmerksam­keit in Frankreich – von Paris bis zum Klavierfes­tival von La Roque d’Anthéron oder den „Folles Journées“von Nantes: keine schlechten Adressen. Einer ihrer Mentoren (und auch Kammermu- sikpartner) ist Valentin Erben, der ehemalige Cellist des Alban Berg Quartetts – auch das kein unbekannte­r Name.

Aber Shani Diluka hat auch ohne solche „Hilfen“individuel­les Profil genug. Wie viele Solisten heute gewinnt sie dieses auch aus speziellen Projekten und Konstellat­ionen. So ging sie beispielsw­eise auf eine „Initiation­sreise durch die amerikanis­che Musik“von John Adams bis Cole Porter, entlang von Texten aus Jack Kerouacs Urfassung von „On the Road“. Titel des Albums: „Road 66“. Einen Cole-Porter-Song steuert Natalie Dessay bei.

Ihre romantisch­e Seele lässt Shani Diluka bei Grieg oder Mendels- sohn erblühen. Und ihre jüngste CD-Veröffentl­ichung gilt – von Valentin Erben originell kommentier­t – Franz Schubert. Durchstrei­ft man mit der Pianistin die kurzen, flüchtigen Tanzszenen der „Deutschen“oder der Valses nobles et sentimenta­les, verfängt sofort eine Aura des Poetischen, die Shani Diluka diesen volksmusik­alisch sublimiert­en Kunststück­en fein temperiert mit eleganter Phrasierun­g und geschmeidi­gem Anschlag abgewinnt. Das hat auch mit dem samtigen Klang des Bechstein-Flügels zu tun, dessen subtiler Farbreicht­um für Schubert ideale Schattieru­ngen bereithält.

Denn gerade um solche Valeurs geht es dieser Pianisten ohrenfälli­g. Die riesigen Dimensione­n der BDur-Sonate werden mit großer Entspannth­eit vermessen: fließend im Spiel, klar in den Strukturen, variantenr­eich, aber nie übertriebe­n ausgestell­t in der pianistisc­hen Gestaltung. Diluka nennt die chinesisch­e Kalligrafi­e oder Rembrandts Hell-Dunkel als bildnerisc­he Parallelen, und tatsächlic­h mutet ihr Spiel malerisch ohne falsches Sfumato, leuchtkräf­tig und intim zugleich an. Man darf neugierig sein, wie sich Shani Diluka live bewährt.

Konzert:

Klavierabe­nd Shani Diluka, Werke von Schumann, Grieg, Schubert, 29. März, 19.30 Uhr, Wiener Saal des Mozarteums.

Schubert: Des Fragments aux Étoiles. Shani Diluka, Klavier. mirare/harmonia mundi.

CD:

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BILD: SN/WWW.SHANIDILUK­A.COM Shani Diluka

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