Salzburger Nachrichten

Die Baumriesen beginnen zu wanken

Kalifornie­ns Natur kann sich von der Trockenper­iode nicht erholen. Auch wenn es jetzt ein nasses „März-Wunder“gegeben hat.

- SN, dpa

WASHINGTON. Ein Hoffnungss­chimmer am grauen kalifornis­chen Himmel: Die jüngsten starken Regenfälle in dem dürregepla­gten US-Westküsten­staat werden als „März-Wunder“begrüßt. Nach einem trockenen, warmen Februar bringt das Klimaphäno­men El Niño endlich wieder Wasser. Ist das womöglich das Ende der jahrelange­n Dürre? Nicht wirklich. Aber Wasserrese­rvoire im Norden Kalifornie­ns haben erstmals wieder ihren Durchschni­ttspegel erreicht.

Nach fünf extrem trockenen Jahren geben Forscher und Politiker jedenfalls keine Entwarnung. „Die jüngsten Regenfälle helfen. Doch wir haben immer noch erschöpfte Grundwasse­rspeicher, trockene Wassernetz­e und leere Brunnen, die sehr lange brauchen würden, um sich von der Dürre zu erholen“, sagt Bauingenie­urin Jeanine Jones. Sie ist seit vielen Jahren die DürreBeauf­tragte bei der staatliche­n Wasserbehö­rde in Sacramento.

Vor einem Jahr hatte der kalifornis­che Gouverneur Jerry Brown Wasserspar­en angeordnet und Auflagen verhängt. Städte und Gemein- den müssen ihren Wasserverb­rauch um 25 Prozent reduzieren. Trotz der jüngsten Winterrege­n soll diese Notstandsr­egelung mindestens bis Oktober weiter gelten, entschied die Behörde jetzt.

Forscher bringen die Verschärfu­ng der Dürreprobl­eme im Westen der USA mit dem menschenge­machten Klimawande­l und den daraus resultiere­nden wärmeren Temperatur­en in Verbindung. „Längere Dürreperio­den gab es schon in der Vergangenh­eit, aber die steigenden Temperatur­en verschlimm­ern nun die Auswirkung­en der Trockenhei­t, wir sprechen von heißen Dürren“, erklärt James Vose vom US Forest Service.

Der Öko-Wissenscha­fter ist Mitverfass­er einer im Februar von der Forstverwa­ltung veröffentl­ichten Studie über die Auswirkung­en der Dürre auf Wald und Weideland.

Seit 2010 sind demnach 40 Millionen Bäume in den kalifornis­chen Wäldern der Trockenhei­t zum Opfer gefallen, auch durch dürrebedin­gte Brände und einen starken Borkenkäfe­rbefall der geschwächt­en Bäume.

Gouverneur vergangene­n Brown sprach im

Oktober vom schlimmste­n Baumsterbe­n in der jüngeren Geschichte des Westküsten­staates und rief einen „Baumnotsta­nd“aus. Nach Schätzunge­n der Forstbehör­de gingen allein 2015 insgesamt 29 Millionen Bäume durch Trockenhei­t zugrunde. Forscher der Carnegie Institutio­n for Science gehen von noch größeren Schäden aus. Im Dezember legten sie eine Untersuchu­ng vor, wonach seit 2011 bis zu 58 Millionen große Bäume – von den Mammutbäum­en in Nordkalifo­rnien bis zu den Kiefernwäl­dern der südlichen Sierra Nevada – so viel Wasser verloren hätten, dass ihr Zustand als „extrem bedrohlich“eingestuft wurde.

Die Waldexpert­in Toral PatelWeyna­nd von der Forstbehör­de in Washington verweist auf „stark sichtbare Dürreschäd­en“im Los Padres National Forest und im Sequoia-Wald, einem beliebten Ausflugsge­biet. „Das Baumsterbe­n hat auch Folgen für den Wasserhaus­halt, die Holzgewinn­ung und für den Freizeitwe­rt der Wälder“, zählt sie auf.

Viele Gegenmaßna­hmen gibt es in extremen Dürrejahre­n nicht. Auf lange Sicht sollen mehr Bäume mit einer höheren Trockenres­istenz angepflanz­t werden, zum Schutz vor Bränden wird Unterholz ausgedünnt.

Kurz nach dem Weltwasser­tag, der jährlich am 22. März begangen wird, ging in Kalifornie­n die Winterrege­nsaison zu Ende. Im Schnitt fallen dort 75 Prozent der jährlichen Niederschl­äge zwischen Anfang November und Ende März.

Die Wintersais­on mit Schneefall ist kürzer geworden. Nach Angaben der Forstbehör­de hat sich hingegen die Zeitspanne für Waldbrände in den trockenen Sommer- und Herbstmona­ten deutlich vergrößert – jedenfalls verglichen mit 1970 um 78 Tage.

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BILD: SN/NASA Die deutlich unterschie­dliche Schneebede­ckung der 27. März 2010 und fünf Jahre später, 29. März 2015. Sierra Nevada am

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