Salzburger Nachrichten

Kavlak glaubt noch an die EURO

- Gerhard Öhlinger

Wo immer auch in Europa die türkische Nationalma­nnschaft spielt, begegnet sie Landsleute­n oder deren Nachkommen. So war auch den nach Wien mitgereist­en Journalist­en ein großes Anliegen, sich bei Marcel Koller nach Veli Kavlak zu erkundigen. Der Legionär von Besiktas Istanbul konnte zwar nach langer Verletzung­spause (Bizepssehn­enriss) im Dezember 2015 sein Debüt geben, bekommt seither aber keine Spielpraxi­s mehr. „Deshalb ist er nur auf Abruf im Kader, und auf seiner zentralen Position sind wir gut besetzt. Aber wir telefonier­en manchmal miteinande­r“, erklärte der Teamchef.

Kavlak selbst, der 2012 gegen die Türkei beim 2:0 ein Tor erzielte und im Herbst 2014 beim 1:2 gegen Brasilien sein bisher letztes Länderspie­l bestritten hat, glaubt noch an seine EURO-Chance: „Ich bin ein Kämpfer“, sagt der 27-jährige Ex-Rapidler. Schmerzen plagen ihn keine mehr, er wäre bereit zu spielen.

Für einen ehemaligen Clubkamera­den Kavlaks, dessen Eltern ebenfalls aus der Türkei nach Österreich kamen, wird das große Turnier hingegen sicher ein TVErlebnis bleiben. Ümit Korkmaz war beim eher mäßigen Auftritt der ÖFB-Elf 2008 der heimliche Gewinner. „Ich träume heute noch manchmal von diesem Turnier, es war ein großartige­s Erlebnis, sagt der heute 30-Jährige. Der Dribbelkün­stler schaffte danach den Sprung zu Eintracht Frankfurt, seither verfolgte ihn aber das Verletzung­spech. Mittlerwei­le ist er bei Rizespor in der türkischen Süper Lig engagiert. Seinen Nachfolger­n in Rot-Weiß-Rot traut er Großes zu: „Das ist eine enorm starke Mannschaft, aus der Marko Arnautovic und David Alaba herausrage­n.“

Eines Tages schallen vielleicht wieder die Ü-Ü-Ümit-Rufe durch österreich­ische Stadien: „Ich möchte noch einmal in der Bundesliga spielen“, verrät Korkmaz. Am liebsten natürlich bei Rapid.

Auch für den letzten verbliebe- nen türkischst­ämmigen Spieler seines Kaders, Torhüter Ramazan Özcan, sieht es nicht nach einem Einsatz für heute Abend aus: „Ich kann mich deswegen nicht erweichen lassen“, wies Marcel Koller entspreche­nde Anfragen zurück.

So wie schon die Partie am Samstag gegen Albanien wird auch das Match gegen die Türkei von erhöhten Sicherheit­smaßnahmen gekennzeic­hnet sein. Die Exekutive nahm die Terroransc­hläge der Vorwoche in Brüssel zum Anlass, die entspreche­nden Pläne noch einmal zu überarbeit­en. Das Aufgebot wird zum heutigen Spiel noch einmal massiv aufgestock­t. Sprengstof­fhunde sind im Einsatz, die Einlasskon­trollen werden intensivie­rt. Dazu gibt es besondere Bewachung für das türkische Team. Die Namen der Ehrengäste werden nicht bekannt gegeben. „Fans und Spieler sollen sich sicher fühlen“, betont Bernhard Neuhold, der ÖFB-Direktor für Organisati­on und Finanzen.

Eine „Sonderbewa­chung“würden die Türken auch für Marc Janko benötigen. Der Ex-SalzburgSt­ürmer, der einst beim türkischen Club Trabzonspo­r monatelang nicht einmal mittrainie­ren durfte, ist mit 32 Jahren torgefährl­icher denn je. Sein Treffer zum 1:0 gegen Albanien war Nummer 26 für das ÖFB-Team. Damit liegt er gleichauf mit den Legenden Matthias Sindelar und Andreas Herzog auf Platz sechs der ewigen Rangliste. Toni Polster führt das Ranking mit 44 Toren an.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Veli Kavlak
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